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Pressemitteilungen der Landesregierung

Ministerpräsident Höppner und Kultusminister Harms besichtigen sensationelle archäologische Ausgrabung an der B 6n in Benzingerode / Totenhütten sind "Pompeji der Jungsteinzeit"

02.04.2002, Magdeburg – 252

  • Staatskanzlei und Ministerium für Kultur

 

 

 

Staatskanzlei - Pressemitteilung Nr.: 252/02

 

Magdeburg, den 2. April 2002

 

Ministerpräsident Höppner und Kultusminister Harms besichtigen sensationelle archäologische Ausgrabung an der B 6n in Benzingerode / Totenhütten sind "Pompeji der Jungsteinzeit"

Ministerpräsident Dr. Reinhard Höppner und Kultusminister Dr. Gerd Harms haben heute an der B 6 n in Benzingerode eine Ausgrabungsstelle besichtigt, die als eine archäologische Sensation gilt. Der Neubau der B 6 n in dem Abschnitt zwischen Stapelburg und Westerhausen machte umfangreiche, bauvorbereitende archäologische Grabungen im Bereich der neuen Trasse notwendig. Erstmalig besteht damit im nördlichen Harzvorland die Möglichkeit, einen historischen Siedlungsablauf auf einer großen linearen Fläche zu dokumentieren. Von besonderem Interesse ist ein 2,5 Kilometer langes und 30 bis 100 Meter breites Teilstück in der Nähe von Benzingerode. Hier dokumentieren sechs Archäologen mit Hilfe von 66 Grabungsarbeitern prähistorische Befunde und bergen Fundstücke. Als sensationelle Neuentdeckung kann ein Kollektivgrab der späten Jungsteinzeit aus der so genannten "Bernburger Kultur" aus der Zeit von 3.400 bis 2.800 v. Chr. bezeichnet werden.

Die Toten wurden damals in so genannten "Totenhütten" bestattet. Hier wurden die Verstorbenen in einer Art "Gemeinschaft" in eigens zu diesem Zweck errichteten hausartigen Bauten bestattet. Das ausgegrabene Gebäude hat eine Länge von 9 Meter und eine Breite von 3,5 Meter. Es zeichnet sich aber im Vergleich zu den bislang untersuchten Befunden durch eine Reihe von Besonderheiten aus: Der Erhaltungszustand des Gebäudes selbst als auch der darin befindlichen Funde ist sehr gut. Durch die guten Erhaltungs- und Lagerungsbedingungen ist sichergestellt, dass alle ursprünglich im Grab befindlichen Skelette und Beigaben auch tatsächlich unbeeinträchtigt dort vorhanden sind und dokumentiert werden können. Dadurch werden erstmals fundierte Aussagen über ein offensichtlich sehr detailliertes und aufwendiges Bestattungsbrauchtum dieser Kultur möglich.

Die gute Skeletterhaltung (nach derzeitigem Kenntnisstand von ca. 40 Personen aller Altersgruppen) macht es nicht nur möglich, die vielen einzelnen Bestattungsvorgänge erstmals genauer nachzuvollziehen, sondern vielmehr eröffnet dieser Befund auch die bislang einmalige Gelegenheit, Rückschlüsse auf die gesellschaftlichen Strukturen der Lebensgemeinschaften zu ziehen. Es handelt sich demnach um einen Schlüsselbefund.

Das Landesamt für Archäologie bezeichnet die "Totenhütte von Benzingerode" als ein "Pompeji der Jungsteinzeit", das einen direkten Blick in die prähistorische Lebensgemeinschaft der Menschen ermöglicht.

über die Fundstätte hinaus haben die Ausgrabungen an der B 6 n belegt, dass von der Jungsteinzeit über die Bronzezeit, Eisenzeit und Völkerwanderungszeit bis ins Mittelalter der Raum im Vorharzland ständig besiedelt war. Das machen Funde aus allen Epochen deutlich. Es wurden u.a. Tongefäße, Broschen, Fibeln, Angelhaken, Schmuckstücke, Perlen, Kämme, überreste ehemaliger Straßen und Gebäude gefunden. Der Landesarchäologe, Dr. Meller, sieht es damit als erwiesen an, dass im Gebiet des heutigen Landes Sachsen-Anhalt Salz, Erze, und fruchtbare Böden seit Jahrtausenden optimale Siedlungsvoraussetzungen für die Menschen geschaffen haben.

Der Ministerpräsident zeigte sich beeindruckt von den Grabungsergebnissen. Höppner: "Das unterstreicht einmal mehr, dass Sachsen-Anhalt eine sehr lange Geschichte hat. Bereits in der so genannten ´schriftlosen Zeit´ vor der Ottonenzeit im Mittelalter, der Reformation und der Aufklärung sowie der Moderne und Industrialisierung lässt sich dies mit Beginn der Jungsteinzeit jetzt lückenlos belegen. Die Zeugnisse der Archäologie und die Kulturdenkmale des Mittelalters, der Reformation, der Aufklärung und der Moderne bilden somit eine lückenlose historische Kette bis in die Gegenwart."

Die Grabungen an der B 6 n sind ein gutes Beispiel dafür, wie Archäologen und Straßenbauer Hand in Hand arbeiten können, ohne sich gegenseitig zu behindern. Wie Kultusminister Harms betonte, sind die Straßenbaumaßnahmen durch das rechtzeitige Einbeziehen des Landesamtes für Archäologie nicht verzögert worden. Sämtliche archäologischen Maßnahmen seien rechtzeitig abgeschlossen worden und hätten in der Phase der Bauvorbereitung stattgefunden. Harms wies abschließend darauf hin, dass die Fundstücke nicht nur die Archäologen im Landesamt für Archäologie mit Arbeit versorgten, sondern auch die Hochschulen im Land an der wissenschaftlichen Auswertung der Funde und Befunde ihren Anteil hätten.

 

 

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