Aktuelle Pressemitteilungen - Sachsen-Anhalt
Gezielte Arbeit mit rechtsextremen
Straftätern im Strafvollzug
13.11.2007, Magdeburg – 608
- Staatskanzlei und Ministerium für Kultur
Staatskanzlei - Pressemitteilung Nr.: 608/07
Staatskanzlei - Pressemitteilung
Nr.: 608/07
Magdeburg, den 13. November 2007
Gezielte Arbeit mit rechtsextremen
Straftätern im Strafvollzug
Die Arbeit mit rechtsextremistischen Straftätern in
den Justizvollzugseinrichtungen Sachsen-Anhalts ist Schwerpunktthema des 11.
Berichts des Interministeriellen Arbeitskreises ¿Extremismusprävention¿, der heute
im Kabinett vorgestellt worden ist. ¿Zentrales Ziel des Strafvollzugs ist es,
Gefangene auf ein straffreies Leben vorzubereiten. Wenn wir das ernst nehmen,
müssen wir für spezifische Gruppen spezifische Angebote unterbreiten. Das gilt
insbesondere auch für rechtsextreme Gewalttäter¿, sagte Justizministerin Prof.
Dr. Angela Kolb. Nach Erhebungen der Jugendanstalt Raßnitz waren in den vergangenen
Jahren zwischen sieben Prozent (2006) und zwölf Prozent (2004) der Inhaftierten
der rechten Szene zuzuordnen. Nur einzelne gehören nach dieser Statistik aber
rechtsextremen Organisationen wie der NPD oder Kameradschaften an.
In der Jugendanstalt Raßnitz wird jungen
Gefangenen, die mit fremdenfeindlichen oder rechtsextremen Gewalttaten
aufgefallen sind, ein Programm angeboten, das Anti-Gewalt-Training und
Bausteine politischer Bildung kombiniert. Es zielt damit nicht nur auf
Gewaltprävention ab, sondern bezieht politische Überzeugungen der
rechtsorientierten jungen Gefangenen ein. Ziele sind das Einüben gewaltfreier
Konfliktlösungsstrategien sowie die Entwicklung eines persönlichen Sicherheits-
und Zukunftsplanes, um erneute Straffälligkeit zu vermeiden. Die Trainingsteilnehmer
können dabei über die Haftentlassung hinaus betreut werden. Träger der Maßnahme
¿Verantwortung übernehmen ¿ Abschied von Hass und Gewalt¿ ist das aus dem
Berliner ¿Archiv für Jugendkulturen¿ hervorgegangene ¿Violence Prevention
Network¿. Ministerin Kolb: ¿Ich verspreche mir sehr viel von diesem Ansatz.¿
Nach einer Untersuchung, die der Maßnahmeträger in Brandenburg während der
vergangenen fünf Jahre durchgeführt habe, seien weniger als fünf Prozent der
Trainings-Teilnehmer wieder straffällig geworden.¿
Die Erfahrung zeigte aber auch, dass die zur Schau
getragene rechtsorientierte Einstellung junger Gefangener oftmals vor allem
Mittel zum Zweck sei, um vor sich selbst und anderen kriminelles Verhalten zu
rechtfertigen. Kolb: ¿Gerade junge Gefangene rechnen sich der rechten Szene zu,
weil sie sich so in ihrer Clique das Gefühl von Stärke geben.¿
Darum gibt es im Jugendstrafvollzug neben den
speziellen Programmen für rechtsorientierte Gefangene vor allem solche
Angebote, die für Gewalttäter konzipiert sind. So bieten speziell geschulte
JVA-Mitarbeiter ein Anti-Gewalt-Training an. Außerdem werden Inhaftierten
Möglichkeiten eröffnet, einen Schulabschluss zu erlangen oder eine Ausbildung
zu absolvieren. Das vermittelt Selbstwertgefühl und eröffnet Perspektiven für
die Zeit nach der Haftentlassung.
Hintergrund:
Die Jugendanstalt Raßnitz ist eine Haftanstalt für
junge männliche Gefangene. Sie verfügt über 398 Plätze. Gewaltstraftäter
stellen in Raßnitz mit einem Anteil von 42,61 Prozent aller Gefangenen die
größte Straftätergruppe dar. Die Anzahl der Straftaten mit rechtsextremistischen/rechtsmotivierten
Hintergründen (Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus, Propagandadelikte)
beläuft sich auf ca. fünf Prozent. Seit Oktober 2003 wird in der Anstalt
fortlaufend erfasst, welche Neuzugänge der rechten bzw. linken Szene angehören.
Dazu werden die jungen Männer befragt, außerdem werden Urteile und Jugendhilfeberichte
ausgewertet. Die Auswertung der Daten erfolgt halbjährlich in Form einer anonymisierten
Statistik. Im Erwachsenenvollzug gibt es vergleichbare Erhebungen nicht.
Ende September waren in Sachsen-Anhalts
Justizvollzugsanstalten 2353 Männer und Frauen inhaftiert, darunter 330
Gefangene im Jugendstrafvollzug.
Impressum:
Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt
Pressestelle
Hegelstraße 42
39104 Magdeburg
Tel: (0391) 567-6666
Fax: (0391) 567-6667
Mail:
staatskanzlei@stk.sachsen-anhalt.de
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