Aktuelle Pressemitteilungen - Sachsen-Anhalt
Redebeitrag von Finanzminister Jens
Bullerjahn im Landtag von Sachsen-Anhalt zur ersten Beratung des Entwurfs eines
Haushaltsbegleitgesetzes 2008/2009 und des Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Haushaltsplanes für die Haushaltsjahre 2008/2009 (Haushaltsgesetz
2008/2009)
19.09.2007, Magdeburg – 21
- Ministerium der Finanzen
Ministerium der Finanzen - Pressemitteilung Nr.: 21/07
Ministerium der Finanzen -
Pressemitteilung Nr.: 21/07
Magdeburg, den 13. September 2007
Redebeitrag von Finanzminister Jens
Bullerjahn im Landtag von Sachsen-Anhalt zur ersten Beratung des Entwurfs eines
Haushaltsbegleitgesetzes 2008/2009 und des Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Haushaltsplanes für die Haushaltsjahre 2008/2009 (Haushaltsgesetz
2008/2009)
Es gilt das gesprochene Wort!
Schwerpunkte setzen ¿ Spielräume
gewinnen
Konsolidieren ¿ Investieren -
Vorsorgen
Einbringungsrede Doppelhaushalt 2008/2009
Sehr
geehrte Herr Präsident,
sehr
geehrte Damen und Herren!
Als ich
Ihnen vor 12 Monaten den Haushaltsplanentwurf für das Jahr 2007 und die
Mittelfristige Finanzplanung 2006-2010 vorstellte, sahen unsere Planungen für
den Doppelhaushalt 2008/09 noch ganz anders aus.
Deshalb
das Wichtigste vorweg:
Ich kann heute sagen, dass die
Konsolidierung des Landeshaushalts einen großen Schritt vorangekommen ist. Wir
sind in der Lage - viel schneller als geplant - einen Haushalt ohne neue
Schulden zu beschließen. Den letzten,
wichtigen Schritt zur längerfristigen Stabilisierung müssen wir mit dem Doppelhaushalt
2010 / 2011 gehen. Bis dahin muss die Konsolidierung auf Platz eins unserer
Prioritätenliste bleiben.
Ich
werde Sie jetzt mit den Eckwerten des Doppelhaushaltes vertraut machen und
hoffe auf Ihr größtmögliches und andauerndes Interesse. Da es sich um einen
Doppelhaushalt handelt, werde ich, - nein,
nicht doppelt so lang reden, - aber doch etwas länger in Anspruch nehmen,
als Sie es von mir gewohnt sind.
Denn
eigentlich reden wir nicht nur über Zahlen, sondern über die Politik für unser
Land, die Ziele der Regierungskoalition; Rahmenbedingungen, in denen wir uns
bewegen; über Schwerpunkte, auf die wir uns konzentrieren wollen; über neue
Spielräume, die wir uns dringend schaffen müssen, wenn uns nicht die Lasten der
Vergangenheit erdrücken sollen.
Wir
wollen dies alles erreichen in einem ausgewogenen Gleichklang von Konsolidieren,
Investieren und Vorsorgen , den wir in den kommenden Jahren auch im
Alltagsgeschäft immer wieder hinterfragen und austarieren müssen.
Anrede,
Zunächst
die Zahlen:
Für das
nächste Jahr sind Ausgaben in Höhe von 10,15 Mrd. ¿ geplant,
im nachfolgenden Jahr sinken die Ausgaben auf etwas unter 10 Mrd. ¿.
Finanziert
werden die Ausgaben im Wesentlichen durch Steuereinnahmen in Höhe von 5,3 bzw. 5,5 Mrd. ¿ sowie
allgemeinen Zuweisungen von Bund und Ländern in Höhe von jeweils 2,4
Mrd. ¿ in 2008 und 2009.
Eine Nettokreditaufnahme ist für
beide Jahre nicht vorgesehen.
Die
größten Ausgabeblöcke
stellen die aktiven Personalausgaben in Höhe von 2,3 Mrd. ¿ und
fast 2,4
Mrd. ¿ 2009 sowie die Kommunalzuweisungen in Höhe von fast 1,8
Mrd. ¿ pro Jahr dar .
Einen
weiteren großen Ausgabenblock machen die Zinsausgaben mit fast 1 Mrd. ¿ in 2008 und knapp
über 1
Mrd. ¿ in 2009 aus.
Mehr und
mehr leben wir von eigenen Einnahmen: Die Entwicklung der Steuerdeckungsquote ist
positiv. Sie steigt von 50,2 % in diesem Jahr auf 55,2 % in 2009. Das heißt,
dass wir über die Hälfte der Ausgaben mit Steuern finanzieren können.
Die Personalausgabenquote
steigt ¿ durch die Ost-West-Angleichung - leicht von 22,3% in 2007 auf 23,8 %
in 2009. Die Investitionsquote sinkt jedoch von 19,0 % auf 15,6 %. Dazu
später einiges mehr.
Einen
Anstieg verzeichnet die Zinsausgabenquote : sie nimmt von 9,0 % auf
10,3 % zu. Die Kreditfinanzierungsquote nimmt von 2,9 % in diesem Jahr auf
minus 0,25 % in 2009 ab, es kommt also zur Nettotilgung.
Die aufgelaufene Verschuldung des
Landes sinkt von 20,12 Mrd. ¿ am Ende dieses Jahres auf 20,10 Mrd. ¿ zum Ende
des Jahres 2009. Obwohl wir anfangen die Schulden zu senken,
nimmt dennoch die Pro-Kopf-Verschuldung um rd. 60 ¿ zu . Sie sehen, trotz
positiver Entwicklung gibt es bei den Planzahlen keine Entwarnung; es bleibt
noch viel zu tun.
Regierungsziele
Lassen
Sie mich einige Bemerkungen zu den politischen Zielen machen, die sich diese
Regierung gesetzt hat.
1. Der Dreh- und Angelpunkt einer stabilen
Entwicklung des Landes ist stetiges wirtschaftliches Wachstum.
Deshalb ist die
Wirtschaftsförderung ständiger und zentraler Schwerpunkt der Regierungspolitik.
Dabei
geht es nicht um ¿Wachstum des Wachstums¿ wegen, sondern es geht um die
Schaffung von Beschäftigungsmöglichkeiten und Einkommen.
Zu einer
wachstumsorientierten Politik gibt es keine Alternative, weil nur so die Abwanderung
junger Menschen gestoppt und die Zuwanderung aus den anderen Bundesländern
forciert werden kann. Wir wollen, dass die Menschen eine tatsächliche
Wahlmöglichkeit haben und sie nicht wegen der Zwänge des Arbeitsmarktes unser
Land verlassen müssen. Wir wollen eine gute Ausbildung im Land und ausreichend
Arbeitsplätze mit einer entsprechenden Entlohnung. Auch die vielen Fernpendler
sollen eine Perspektive in unserem Land erhalten, damit sie hier vor Ort mit
ihren Familien leben und am kulturellen und gesellschaftlichen Leben teilhaben
können.
Höheres Wachstum und mehr Jobs
werden weiterhin maßgeblich dazu beitragen, die sozialen Probleme im Lande zu
lösen und die öffentlichen Haushalte zu entlasten.
Dazu
gehört auch, meine Damen und Herren, die Debatte um den Mindestlohn. Was sich
derzeit im sog. Niedriglohnsektor abspielt, kann nicht so bleiben!
Die Menschen fordern zurecht Löhne
für ein Vollzeitarbeit, von denen man auch leben kann.
Wir müssen die Teilhabe Aller an
diesem Prozess erreichen, sonst geht das Wachstum an Vielen vorüber! Dies
betrifft sowohl die Beschäftigungsmöglichkeiten als auch das daraus
resultierende Einkommen. Deshalb flankieren wir die Wirtschaftsförderung mit
einer aktiven Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik.
2. Langfristig ist
eine gute
Bildungspolitik die beste Voraussetzung für mehr Wachstum und
Beschäftigung und verbesserte Zukunftsperspektiven für die Menschen in unserem Land.
Deshalb ist Bildungspolitik ein
weiterer zentraler Baustein der Regierungspolitik.
Wir
brauchen ein leistungsfähiges Bildungssystem von der Kindertagesstätte bis zur
Hochschulbildung. Kindertagesstätten, Schulen und Hochschulen sind jedoch mehr
als nur Einrichtungen zur Schaffung von sog. Humankapital.
Bildungseinrichtungen dienen der umfassenden Entwicklung der Kinder und
Jugendlichen. Sie ergänzen die häusliche Erziehung. Dabei helfen sie, ein
soziales und friedliches Miteinander zu organisieren und die Werte einer
demokratischen und toleranten Gesellschaft zu vermitteln.
Gerade im Kampf gegen
rechtsradikale Denk- und Handlungsmuster ist
dies unser wichtigstes Argument.
Aus
diesem Grunde kann der Stellenwert der Bildung und die Qualität der
Bildungseinrichtungen gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ob in der
Lissabon-Strategie der EU oder in den Vorstellungen der Bundes- oder der
Landesregierungen: überall gilt die Zielrichtung hin auf ein lebenslanges
Lernen.
Umfassende
Bildungspolitik braucht eine langfristige Zukunftsorientierung. Vor Schnellschüssen
muss genauso gewarnt werden, wie vor einer Bildungspolitik, die zu sozialen
Verwerfungen führt bzw. deren Entstehung nicht zu verhindern hilft.
Dabei
ist uns als Landesregierung klar, dass wir für die Zukunft dafür mehr Geld
brauchen werden.
Aber zunächst brauchen wir mehr
Qualität!
Bildung muss für alle
bereitstehen. Eine abgestimmte Familien- und Sozialpolitik muss sicherstellen,
dass Bildung in Zukunft immer weniger von der sozialen Herkunft abhängt!
3. Neben Arbeit,
Wachstum, Bildung und Familie gehört auch die Verringerung der Schuldenlasten zu
den zentralen Zielen unserer Regierungskoalition.
Eine
solide Finanzpolitik darf nicht die nachfolgenden Generationen mit Zins- und
Tilgungsverpflichtungen erdrücken. Sie darf keine neuen Schuldenberge
auftürmen, sondern muss neue Gestaltungsmöglichkeiten schaffen. Eine
zukunftsgerechte Finanzpolitik ist langfristig angelegt und denkt über die
Legislaturperiode hinaus. Ich weiß, dass dies eine Herausforderung für jeden
Politiker darstellt, der ja immer auch gerne wiedergewählt werden will. Deshalb
wiederhole ich mich an dieser Stelle:
Finanzpolitik muss z.B. auch die
demographischen Entwicklungen sehen und vorausschauend sein. Wir
müssen daher der Generationengerechtigkeit einen größeren Stellenwert zukommen
lassen.
Unsere Verantwortung für die Menschen in diesem Land gebietet es, über die
Legislaturperiode hinaus zu denken!
Allgemeine Rahmenbedingungen
Anrede,
lassen
Sie uns einen Blick auf die allgemeinen Rahmenbedingungen werfen : Die
Konjunktur hat wieder Fahrt aufgenommen. Während in den letzten Jahren die
Entwicklung allenfalls eine wirtschaftliche Seitwärtsbewegung darstellte, sind
derzeit positive Wachstumszahlen zu vermelden.
Das wirtschaftliche Wachstum
betrug in Deutschland im letzten Jahr 2,7%, für dieses Jahr und für das nächste
Jahr werden teilweise über 2,5% prognostiziert. Der Zuwachs in Sachsen-Anhalt
betrug im letzten Jahr pro Einwohner sogar 4,0 % und war damit noch höher als
im Durchschnitt der Länder.
Alle
Konjunkturkommentatoren gehen von einer robusten Entwicklung aus. Aber: Die
Krise der Finanzmärkte, insbesondere die Hypothekenkrise in den USA, siehe
SachsenLB, mahnen uns auch zur Vorsicht.
Trotz
der außenwirtschaftlichen Abhängigkeit Deutschlands gilt es zu betonen, dass
das Wirtschaftswachstum im letzten Jahr und voraussichtlich auch in diesem Jahr
auch durch die gute Entwicklung der Binnenwirtschaft geprägt ist.
Anzumerken
ist, dass sich die Steuer- und Staatsquote in Deutschland im europäischen
Durchschnitt befindet. Ich erwähne das deshalb, weil diese Tatsache uns eine
offene Diskussion über den Umbau des Sozialstaates ermöglicht.
Die gute
konjunkturelle Entwicklung schlägt sich auch auf dem Arbeitsmarkt nieder.
Deutschlandweit nimmt die Zahl der Arbeitslosen ab und die Zahl der
Beschäftigten zu. Für den regionalen Arbeitsmarkt belegen die Zahlen der
letzten 12 Monate den Trend: die Zahl der Arbeitslosen ist um 27.400
zurückgegangen, die Zahl der Erwerbstätigen ist um 6.000 Personen gestiegen. Dies bedeutet, dass sich
die Lage bei uns - wie im ganzen Land ¿ allmählich bessert.
Aber die
Zahlen sind auch kein Grund für irgendwelche Schönfärberei . Viele, zu viele, müssen feststellen, dass
der Aufschwung bei ihnen noch nicht angekommen ist: Die Arbeitslosigkeit ist noch immer viel zu
hoch, die Einkommen der Beschäftigten und Selbständigen haben den deutschen
Durchschnitt noch nicht erreicht. Die neuen Zahlen über die steigende
Kinderarmut sind erschreckend, die Lage vieler ALG II ¿ Empfänger bleibt prekär.
Die Langzeitarbeitslosigkeit insbesondere der Älteren darf uns nicht ruhen
lassen. Im sog. Niedriglohnsektor reicht das Einkommen oft kaum zum
Auskommen.
Deshalb:
wir haben noch viel zu tun. Wir kennen unsere Schwächen und werden deshalb die
Rahmenbedingungen für wirtschaftliches Wachstum und Beschäftigung weiter verbessern.
Unser wirtschaftspolitisches Ziel
ist klar: Wir wollen, meine Damen und Herren,
zu den wirtschaftsstarken Regionen Europas aufschließen ! Und
wenn wir bei dem vorhin angesprochen Dreiklang von Konsolidieren ¿ Investieren
und Vorsorgen in einer soliden und langfristigen Perspektive bleiben, wird uns
das auch gelingen!
Einnahmen
Anrede,
werfen
wir zunächst einen wohlgefälligen Blick auf unsere Einnahmen:
Wir
haben höhere
Steuereinnahmen
1. durch höheres Wachstum und
2. eine veränderte
Steuergesetzgebung (Mehrwert- und Unternehmenssteuer).
Das bundesweite Steuerplus von 8,0
% im letzten Jahr soll sich in diesem Jahr fortsetzen und 9,4 % betragen.
Auch für die mittlere Frist sind deutliche
Zuwächse zu erwarten. Im laufenden Jahr übertrifft bisher die aktuelle
Entwicklung die Steuerschätzung vom Mai. Dies wird sich hoffentlich in den
nächsten Monaten und Jahren fortsetzen.
Die Einnahmeentwicklung in
Sachsen-Anhalt ist noch besser als im Bund. Bereits
im letzten Jahr konnten wir unsere eigenen Steuereinnahmen ¿ also ohne
Umsatzsteuerverteilung ¿ um 44,6 % und damit deutlich stärker als im
Durchschnitt aller Länder erhöhen. In diesem Jahr haben wir im ersten Halbjahr
ein Plus von 29,5 % in Sachsen-Anhalt und 13,8 % bei der Ländergesamtheit.
Damit werden wir zunehmend unabhängiger von den Ausgleichszahlungen der anderen
Länder und des Bundes.
Wir
haben uns jedoch
darauf einzustellen , dass die Finanzlage des Landes eine dennoch
weitere
Absenkung der Ausgaben erfordert.
Warum?
1. Wir wissen, dass die
demografische Entwicklung weitere Einnahmeminderungen zur Folge hat,
2. wir kennen bereits heute die
Folgen der degressiven Ausgestaltung des Solidarpakts und
3. wir müssen damit rechnen, dass
die Zuschüsse und Zuweisungen des Bundes und der Europäischen Union im nächsten
Jahrzehnt verstärkt zurückgehen.
Diese
Entwicklungen haben wir bei unseren Planungen berücksichtigt Und wir haben sie
auch in Zukunft weiter im Auge zu behalten!
Nur eine
Zahl zu den finanziellen Auswirkungen des Bevölkerungsrückgangs: Hätten wir am Ende des
Finanzplanungszeitraums ¿ also im Jahr 2011 - noch genauso viele Einwohner wie
heute, dann würden wir rd. 260 Mio. ¿
mehr an Einnahmen aus dem Bund-Länder-Finanzausgleich erhalten als jetzt
eingeplant.
Strukturveränderungen schaffen neue Spielräume
Anrede,
die
Konsolidierung der Landesfinanzen kann nur nachhaltig gelingen, wenn wir immer
wieder die Verwaltungsstrukturen überprüfen und den veränderten
Bedingungen und Möglichkeiten anpassen. Ein Land mit langfristig etwas mehr als
2 Mio. Einwohnern kann und muss sich eine Verwaltungsstruktur leisten, die
schlanker ist als die eines Landes mit rund 3 Mio. Einwohnern, also zu Beginn
der 90er Jahre.
Warum
also die vielen Veränderungen, Strukturreformen, die konzeptionelle Arbeit, -
der politische Ärger?
Auf den Punkt gebracht:
Wir müssen uns für die Zukunft
finanzielle Spielräume erarbeiten, um die Schulen und Hochschulen besser
auszufinanzieren und die Wirtschaft des Landes voranzubringen. Die
Modernisierung der öffentlichen Verwaltung und die Optimierung der Strukturen ¿
auch bezogen auf das Personal - leisten dazu einen wesentlichen Beitrag. Ich
weiß, dass das im Einzelfall weh tut, jeder hier im Saal kennt solche Fälle.
Aber es geht nicht ohne Belastungen. Wir werden den Status quo nicht bewahren
können!
Konkret
haben wir die Reduzierung der Zahl der Finanzämter um 7 und die Zahl der Gerichtsstandorte
um 11 beschlossen. Die Umsetzung erfolgt schrittweise in den nächsten Jahren.
Die Reduzierung der Polizeidirektionen von sechs auf drei wird Anfang nächsten
Jahres vorgenommen. In der Liegenschaftsverwaltung werden wir das Vermieter-Mieter-Modell
flächendeckend einführen und damit eine effizientere Nutzung der Immobilien
erreichen.
Ein
weiterer Beitrag zu Strukturreformen ist die Kommunalisierung von Aufgaben .
Landkreise, Städte und Gemeinden sind dichter am Bürger und können Leistungen
oft effektiver und effizienter erbringen. Deshalb wollen wir z.B. die Aufgaben
der Eingliederungshilfe für Behinderte und die Pflegehilfe nach dem
Sozialgesetzbuch XII auf die Kommunen übertragen. Aber nicht alles, was da
diskutiert wird, ist auch vernünftig. Jeder Einzelfall muss geprüft werden.
Die Umsetzung
der Kreisgebietsreform in diesem Jahr und die Bildung von Einheits- und Verbandsgemeinden
in der nächsten Zeit schafft die Voraussetzung, um effektive und
effiziente Strukturen auf der kommunalen Ebene zu bilden.
In
Sachsen-Anhalt leben zwar weniger als 3% der Einwohner Deutschlands, aber fast 7 %
der Städte und Gemeinden liegen in unserem Land. Dieses Missverhältnis und die Zersplitterung
der gemeindlichen Strukturen verhindern den Aufbau nachhaltig wirkender
Verwaltungen, die auch kostengünstig sind.
Für die
nächsten zwei Jahre wird die Überprüfung und Konsolidierung der Nutzung der
Informationstechnologien in der Landesverwaltung eine wichtige Rolle
spielen. Die Landesverwaltung muss einerseits die technischen
Arbeitsbedingungen für die abnehmende Zahl an Landesbediensteten verbessern,
andererseits müssen auch Kosten eingespart werden, denn auch die Finanzen des
Landes werden abnehmen. Wir arbeiten daran, unsere Kräfte nur noch auf einen
IT- Dienstleister in der Landesverwaltung zu bündeln und für einige
Segmente der Datenverwaltung mit anderen Ländern zusammen zu arbeiten.
Schließlich muss nicht jedes Land alle in diesem Bereich anfallenden
Dienstleistungen selbst vorhalten.
Konsolidieren
Kommen
wir zu Konsolidieren
- Investieren ¿ Vorsorgen .
Die Koalition hat, meine Damen und Herren, im letzten Jahr vertraglich
vereinbart, die Neu-Verschuldung des Landes bis 2011 zu beenden und 2012 mit
der Schuldentilgung zu beginnen. Dass es nun anders kommt, habe ich erwähnt.
Wir gehen sogar einen Schritt weiter:
wir werden bereits im Jahr 2009
mit ¿ wenn auch bescheidenen ¿ 25 Mio. ¿ die Tilgung der Staatsschulden beginnen.
Die
Rahmenbedingungen für die Konsolidierung sind positiv. Ja, wir haben auch
das Glück,
in den Aufschwung hineinzusparen . Schon die allgemeine
Lebenserfahrung rät uns, dass man sich gegen ein bisschen Glück nicht sträuben
soll ¿ denn wer weiß schon, wann das wieder der Fall ist ... ?! ¿
Die Konsolidierungsoperation
ist also nicht ganz so schmerzhaft wie zu Beginn gedacht. Gerade deshalb müssen
wir die sich bietende Chance zum Schuldenabbau nutzen. Und wir müssen es jetzt tun!
Diese
Gelegenheit bietet sich nicht nur, weil die Einnahmen sich gut entwickeln,
sondern auch, weil in der breiten Öffentlichkeit die Notwendigkeit zum
Schuldenabbau gesehen wird.
Schuldenabbau, liebe Kolleginnen
und Kollegen, ist kein Selbstzweck ¿ Schuldenabbau bedeutet Zukunft!
Wir
müssen im Lande weiter für dieses Ziel werben und deutlich machen, dass neue
Schulden die morgigen Haushalte belasten würden.
Hätten
wir heute keine Schulden und müssten wir keine Zinsen bezahlen, dann könnten
wir z.B. auf die Erhebung der Grunderwerbsteuer verzichten, die Ausgaben für
die Kindertagesstätten und die Hochschulen verdoppeln und hätten trotzdem noch Geld
übrig. Was für eine Vorstellung!
Durch
steigende Zinssätze an den Kapitalmärkten wird der Schuldendienst teurer. Für
die nächsten beiden Jahre mussten wir Zinsausgaben in Höhe von insgesamt 2 Mrd. ¿
einplanen. Wir müssen möglichst schnell unseren Schuldenberg verkleinern, damit
diese Zahlungen nicht weiter ausufern.
Bei aller Rückführung der
Neuverschuldung auf Null und einer ersten Tilgung im Jahr 2009: wir haben
einen Schuldenberg von ca. 20 Mrd. Euro
über die Jahre aufgebaut.
Und,
meine Damen und Herren, um hier keine Missverständnisse aufkommen zu lassen:
daran waren alle hier im Parlament vertretenen Parteien direkt oder
indirekt beteiligt.
Deshalb
ist der Schuldenabbau jetzt auch unsere gemeinsame Aufgabe!
Konzentration auf das Wesentliche:
Wirtschaft,
Arbeit, Bildung, Familie
Anrede,
Haushaltsentscheidungen
sind immer auch Entscheidungen über politische Schwerpunkte . Die angemeldeten
Bedarfe der Ressorts waren bisher immer höher als die Finanzierungsmöglichkeiten.
Dies wird vermutlich auch in Zukunft so bleiben.
Die von
der Landesregierung festgelegten Schwerpunkte erfordern es aber, dass wir uns
in den anderen Bereichen beschränken und nicht immer Neues und Mehr fordern.
Auch innerhalb
der Schwerpunktbereiche müssen wir Prioritäten setzen und eine
effiziente Mittelverwendung garantieren. Wir brauchen also nicht mehr
Quantität, sondern eine Steigerung der Qualität.
Ermöglicht
wird diese Schwerpunktsetzung auch durch die selbstbeschränkende Etatisierung
von sächlichen
Verwaltungsausgaben . Nur etwas über 4 % der Gesamtausgaben werden
zur Finanzierung der Verwaltung verwendet. Dabei entstehen auch dadurch Ausgaben,
dass die Bürger z.B. die Prozesskostenhilfen oder Hilfen nach dem Betreuungsgesetz
verstärkt in Anspruch nehmen. Diese Kosten stellen also keinen ¿Eigenverbrauch¿
der Verwaltung dar.
Einen
weiteren wichtigen Bereich stellen die Bauunterhaltungsmaßnahmen dar. Auch diese
werden den sächlichen Verwaltungsausgaben zugeordnet. Auf sie zu verzichten, um
die so genannten konsumtiven Ausgaben zu reduzieren, würde aber später
aufwändige Grundsanierungen notwendig machen und somit zur Verschwendung von
Steuergeldern beitragen. Ich bin mir sicher, dass die Ausgaben von jeweils über
40 Mio. ¿ gut angelegtes Geld sind.
Auch die
durchlaufenden Mietzahlungen an den Liegenschaftsbetrieb LIMSA stellen keine
Haushaltsbelastung dar, obwohl sie die Sachausgaben erhöhen. Die Mietzahlungen
sollen vielmehr einen wirtschaftlichen Umgang mit dem Wirtschaftsgut Immobilie
sicherstellen. Die Überschüsse des Landesbetriebs, die sich aus den
Mieteinnahmen ergeben, werden über den
Einzelplan 13 wieder dem Gesamthaushalt zugeführt.
Investitionen in Schwerpunkte
Anrede,
die
Regierungspolitik hat die Schwerpunkte Wirtschaft, Arbeit, Bildung und Familie.
Während die Bildungsausgaben hauptsächlich Personalausgaben darstellen, wird
die Wirtschaftsentwicklung durch öffentliche Investitionen gestützt.
Der
Investitionsschwerpunkt des Doppelhaushalts ist dementsprechend in der
Förderung der gewerblichen Investitionen und der Bereitstellung der
wirtschaftsnahen Infrastruktur zu sehen.
Wir
haben immer noch einen deutlichen Nachholbedarf bei privatwirtschaftlichen
Investitionen. Es fehlen Arbeitsplätze im Bereich Forschung und Entwicklung und
unsere Betriebe in Sachsen-Anhalt sind noch zu klein und dadurch auch zu
instabil. Durch Zuschüsse, Darlehen und Bürgschaften sowie spezielle
Unterstützungsmaßnahmen tragen wir dazu bei, die Unternehmen in unserem Land zu
stärken und die Schaffung von zusätzlichen sozialversicherungspflichtigen
Arbeitsplätzen zu ermöglichen.
In den letzten 12 Monaten stieg
die Anzahl der Industriearbeitsplätze in Sachsen Anhalt um fast 7%, der Umsatz
stieg sogar um 13% im Vorjahresvergleich.
Die Förderpolitik
wird sich
mittel- und langfristig aber ändern . Wir werden in Zukunft weniger durch
direkte Zuschüsse Unternehmensentwicklungen unterstützen, sondern vermehrt
durch Darlehen aktiv werden. Dies tun wir, weil wir uns dadurch eine höhere
Nachhaltigkeit der Förderung versprechen und so weniger Mitnahmeeffekte zu
erwarten sind. Gleichzeitig schaffen wir durch die Kreditvergabe Rückflüsse,
die wieder für neue Kreditvergaben verwendet werden können.
Dieser
Ansatz steht nicht im Widerspruch zur Darlehensvergabe des Kreditgewerbes. Es
geht uns vielmehr um eine sinnvolle und vorsichtige Neuausrichtung der
öffentlichen Förderpolitik. Durch die Bildung eines revolvierenden Fördervolumens
können wir, auch wenn die Zuschüsse und Zuweisungen von der EU und vom Bund
weniger werden, eine effektive und effiziente Wirtschaftsförderung betreiben.
Gleichzeitig wird die Landeskasse entlastet. Zusätzlich haben wir damit
Vorsorge für die Zeit nach 2013 ¿ dem Auslaufen der neuen EU-Förderperiode ¿ geschaffen.
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