Aktuelle Pressemitteilungen - Sachsen-Anhalt
Redebeitrag von Finanzminister Jens
Bullerjahn im Landtag zur ersten Beratung zu den Gesetzesentwürfen: Änderung
des Haushaltsgesetzes 2005/2006, Haushaltsbegleitgesetz 2007 und Feststellung
des Haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2007
17.11.2006, Magdeburg – 33
- Ministerium der Finanzen
Ministerium der Finanzen - Pressemitteilung Nr.: 33/06
Ministerium der Finanzen -
Pressemitteilung Nr.: 33/06
Magdeburg, den 16. November 2006
Redebeitrag von Finanzminister Jens
Bullerjahn im Landtag zur ersten Beratung zu den Gesetzesentwürfen: Änderung
des Haushaltsgesetzes 2005/2006, Haushaltsbegleitgesetz 2007 und Feststellung
des Haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2007
Anrede,
die Landesregierung ist im April dieses Jahres angetreten, die Neuverschuldung
des Landes kontinuierlich und nachhaltig zu senken, damit wir ab 2011 mit der
Schuldentilgung beginnen können. Heute kann ich Ihnen berichten, dass es uns
mit den beiden Ergänzungsvorlagen gelungen ist, einen weiteren Schritt in
Richtung Schuldentilgung zu machen.
Vor Ihnen liegen die Ergänzungsvorlagen zum Entwurf des Nachtragshaushaltes
2006 und zum Haushaltsplanentwurf 2007. Mit den beiden Vorlagen haben wir die Verschuldung um insgesamt 100 Mio. ¿
gesenkt und gleichzeitig weitere Maßnahmen der Zukunftsvorsorge ausfinanzieren
können.
Ich möchte mit einigen Worten die wesentlichen Eckpunkte dieser Gesetzentwürfe,
die ihrer technischen Natur wegen einigen unübersichtlich erscheinen mögen,
erläutern. Als ich Ihnen vor zwei Monaten die Regierungsentwürfe zum Nachtragshaushalt
2006 und zum Haushaltsplan 2007 vorstellte und die Grundlinien der
Finanzpolitik dieser Landesregierung dargelegt habe, war meine Kernaussage: Konsolidieren und Investieren .
Meine Damen und Herren,
auch die Ergänzungsvorlagen sind von diesem Leitsatz geprägt. Sie sind
¿ anders als ihr technischer Name nahe legt ¿ keine Hinzufügungen ¿ sie sind
vielmehr eine Aktualisierung und
Fortschreibung der bisher vorgelegten Regierungsentwürfe . Diese
Aktualisierung ist sinnvoll und notwendig, um der künftigen Einnahmeentwicklung
Rechnung zu tragen. Nach der jüngsten Steuerschätzung, die Anfang des Monats
stattfand, ist für Sachsen-Anhalt mit Mehreinnahmen von rd. 30 Mio. ¿ im Jahr
2006 und von 208 Mio. ¿ im Jahr 2007 zu rechnen. Diese erfreuliche Entwicklung
bietet uns die Möglichkeit, stärker als bisher geplant, zu konsolidieren und
zugleich weiter in die Zukunft des Landes zu investieren.
Im Jahr 2006 wollen wir die Mehreinnahmen nutzen, um einen weiteren
Beitrag zur Tilgungsvorsorge für die Ablösung des Midewa-Kredits zu leisten. Sicherlich, diese Ausgaben schlagen
sich nicht in einer geringeren Neuverschuldung nieder. Sie sind gleichwohl ein
Beitrag, die Verbindlichkeiten des
Landes zu reduzieren und die Belastung durch Nebenrechnungen zu tilgen. Wir
haben zudem einen Regelungsmechanismus geschaffen, der es uns ermöglicht,
eventuelle weitere Mehreinnahmen und einen Überschuss im Haushaltsvollzug
ebenfalls zur Tilgungsvorsorge zu nutzen. Setzt sich also die günstige
Haushaltsentwicklung fort ¿ und hierfür spricht vieles ¿ so werden wir
spätestens im Jahr 2007 die finanziellen Voraussetzungen für die Ablösung des Kredits im Jahr 2009
geschaffen haben. Ich bewerte dies als einen wichtigen Konsolidierungserfolg
der Landesregierung ¿ auch wenn er ¿ wie gesagt ¿ in den finanzwirtschaftlichen
Eckdaten keinen Niederschlag findet.
Mit der Ergänzungsvorlage zum Nachtragsentwurf 2006 schaffen wir zudem
die Voraussetzung, im Bereich Städtebau/Stadtumbau
alle bereitgestellten Bundesmittel zu
binden. Es liegt nunmehr bei Ihnen, meine Damen und Herren, durch Ihre Entscheidungen
einen Beitrag zur Revitalisierung unserer Städte und Gemeinden zu leisten.
Meine Damen und Herren,
im nächsten Jahr werden wir die Neuverschuldung auf unter 500 Mio. ¿
reduzieren. Damit erreichen wir eine Halbierung im Vergleich zum Jahr 2005 und
den niedrigsten Wert seit der Wiedergründung unseres Landes.
Wir reduzieren aber nicht nur die Neuverschuldung, nein, wir werden zur
Stärkung der Zukunftsfähigkeit unseres Landes noch weitere Maßnahmen vornehmen
können, um zukünftigen Belastungen und Herausforderungen besser begegnen zu
können:
-
auch in 2007 ist ein Tilgungsvorsorgebetrag für den
Midewa-Kredit veranschlagt. Damit entlasten wir die Kommunen insgesamt um fast 90
Mio. ¿ plus Zinsen.
-
wir werden 29,3 Mio. ¿
dem Pensionsfonds zuführen und
damit Vorsorge für die künftigen Pensionslasten treffen.
-
10,8 Mio. ¿ an
Landesmitteln werden für zusätzliche Investitionen bereitgestellt.
Damit gelingt es uns, alle Bundesmittel gegenzufinanzieren und
Investitionsausgaben in Höhe von 25 Mio. ¿ im Bereich Städtebau/Stadtumbau sowie ländliche Entwicklung anzuschieben.
Durch die genannten Maßnahmen und die weitere Absenkung der Neuverschuldung um 65 Mio. ¿ können
wir eine sinnvolle Verwendung der Steuermehreinnahmen sicherstellen.
Gleichwohl müssen wir auch eine auskömmliche Finanzierung der
Etatansätze vornehmen. Daher sehen wir uns gezwungen, die Zinsausgaben höher zu
veranschlagen als im Juli geplant. Die Zinswende ist eingetreten, die EZB hat
die Zinsen mehrfach erhöht, weitere Erhöhungen sind nicht auszuschließen. Auch
die Kehrseite der hohen Steuereinnahmen und der besseren Wirtschaftskonjunktur
ist im Haushalt abzubilden.
Die steigenden Zinslasten, meine Damen und Herren, sind für uns ein
Ansporn und eine Notwendigkeit, die Schuldenlast des Landes abzubauen, damit
wir nicht drastisch steigende Haushaltsmittel auf diese unproduktiven Ausgaben
verwenden müssen.
Neben den großen Blöcken gibt es aber auch kleine Etattitel, die wir ändern
wollen. Ich habe bereits in der Vergangenheit darauf aufmerksam gemacht, dass
wir durch unsere Öffentlichkeitsarbeit und die politische Bildung ein Zeichen
gegen den Rechtsextremismus setzen müssen. In unserer Ergänzungsvorlage
schlagen wir die Erhöhung der Mittel für die Landeszentrale
für Politische Bildung um 100.000 ¿ vor. Gleichzeitig werden wir die
Budgetierung der Mittel ausdehnen und die Auflage zur Erwirtschaftung einer
Minderausgabe aufheben. Dadurch bekommt die Landeszentrale mehr Freiraum und kann
sich effektiver für ein demokratisches und tolerantes Sachsen-Anhalt einsetzen.
Es muss uns allen ein wichtiges Anliegen sein, die Jugend unseres Landes nicht
den rechten Rattenfängern zu überlassen. In diesem Zusammenhang möchte ich auch
den Organisatoren der Anne-Frank-Ausstellung in Schönebeck für ihr Engagement
danken.
Anrede,
zusammen mit den beiden Ergänzungsvorlagen haben wir Ihnen auch eine
Neufassung des Haushaltsbegleitgesetzes vorgelegt. Die Landesregierung bittet
Sie, Ihre Beratungen auf der Basis des neuen Gesetzentwurfs fortzusetzen.
Wesentlicher Unterschied im neuen Haushaltsbegleitgesetz ist der Verzicht
auf die anteilige Mitfinanzierung der überörtlichen Sozialhilfe durch die
Kommunen. Dadurch werden die Landkreise und kreisfreien Städte um 37 Mio. ¿ im
nächsten Jahr entlastet. Aus haushaltswirtschaftlichen Gründen mussten wir im
Gegenzug die Verbundquote moderat um 0,4 Prozentpunkte absenken. Insgesamt
werden die Kommunen durch diese Vorgehensweise um rd. 8 Mio. ¿ in 2007 entlastet.
Der Verzicht auf den alten Artikel 2 des Haushaltsbegleitgesetzes bedeutet
nicht, dass eine Reform der überörtlichen Sozialhilfe in Sachsen-Anhalt
überflüssig ist. Die Landesregierung beabsichtigt im Dialog mit den Kommunen
eine Übertragung der Aufgabenwahrnehmung auf die Landkreise und kreisfreien
Städte vorzunehmen. Damit einhergehen muss eine auskömmliche Finanzierung durch
das Land. Wir haben durch unsere Entscheidung die Tür zu zügigen Beratungen
über die Kommunalisierung weit aufgestoßen, und hoffen, dass die Kommunen
dieses Angebot aufnehmen.
Absolut gesehen werden die Kommunen durch die Änderungen des Finanzausgleichsgesetzes
finanziell nicht schlechter gestellt
als in 2005 oder 2006. Natürlich ist mir klar, dass mit den alten Verbundquoten
die Städte, Gemeinden und Landkreise mehr Geld erhalten würden als mit den
neuen Quoten. Dabei bitte ich Sie aber zu bedenken, dass die hohen Zuweisungen
bisher nur möglich waren, weil wir hohe Schulden aufgenommen haben. Wer Ja sagt
zu einer Halbierung der Schuldenaufnahme, muss auch Ja sagen zur Reduzierung
der Verbundquoten. Ich will aber trotzdem wiederholen: Die Kommunen bekommen
deshalb nicht weniger Geld als bisher. Dies ist den dynamisch steigenden
Steuereinnahmen des Landes geschuldet. Zusätzlich nehmen aber auch die Steuereinnahmen
der Kommunen zu. Im nächsten Jahr können sie rd. 100 Mio. ¿ oder 10% mehr an eigenen Steuereinnahmen erwarten
als im letzten Jahr. Damit steigt auch die Selbstfinanzierungskraft der
Kommunen.
Ich
möchte Sie nicht mit Zahlen langweilen. Lassen Sie mich aber zwei Daten nennen:
im nächsten Jahr werden die Kommunen aus dem Haushalt FAG-Zuweisungen in Höhe
von 1,68 Mrd. ¿ erhalten. Darin sind
die Nachzahlungen aus 2006 enthalten. Im letzten Jahr haben wir nur 1,57 Mrd. ¿
überwiesen. Dies bedeutet, dass die Kommunen rd. 110 Mio. ¿ an zusätzlichen
Einnahmen kassenwirksam vom Land erhalten werden. Von einem Anschlag auf die
kommunale Selbstverwaltung kann also nicht die Rede sein.
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
der Druck, die Haushalte zu konsolidieren, wird auch wegen der Föderalismusreform
II steigen. Bund und Länder sind aufgerufen, Regelungen zur Vermeidung von Haushaltsnotlagen zu vereinbaren und solide
Staatsfinanzen auf allen Ebenen des Gesamtstaats zu erreichen. Die Geberländer
und der Bund schauen auf Sachsen-Anhalt und die anderen Nehmerländer. Sie
erwarten von uns, dass wir unsere Haushalte in Ordnung bringen und
Haushaltsnotlagen vermeiden. Wir können nach dem Karlsruher Urteil davon
ausgehen, dass es keine weiteren Finanzhilfen der anderen Länder oder des
Bundes geben wird, wenn wir nicht selber hart konsolidieren. Deshalb bereitet
die Landesregierung die Haushaltsplanaufstellung 2008/2009 bereits jetzt vor.
Wir werden im März 2007 die Eckpunkte der neuen Haushaltspolitik beschließen.
Dazu gehört auch, das Personalkonzept ¿
das Ihnen in unserem Grundlagenpapier vorliegt ¿ endgültig zu besiegeln.
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
mit den beiden Ergänzungsvorlagen beschreiten
wir weiter den Pfad einer verantwortlichen Finanzpolitik. Ich möchte Sie
bitten, durch Ihre Beschlüsse die Konsolidierung zu unterstützen, damit wir
diesen Weg gemeinsam gehen können und werbe deshalb um Ihre Zustimmung.
Impressum:
Ministerium der Finanzen des Landes Sachsen-Anhalt
Pressestelle
Editharing 40
39108 Magdeburg
Tel: (0391) 567-1105
Fax: (0391) 567-1390
Mail:
reichert@mf.sachsen-anhalt.de
Impressum:Ministerium der FinanzenPressestelleEditharing 4039108 MagdeburgTel: (0391) 567-1105Fax: (0391) 567-1390Mail: presse.mf@sachsen-anhalt.de