Aktuelle Pressemitteilungen - Sachsen-Anhalt
Gesundheitsministerin Kuppe: Gesundheitsfonds
startet komplett oder gar nicht / Gleiche Startbedingungen für alle
Krankenkassen
15.09.2006, Magdeburg – 125
- Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung
Ministerium für Gesundheit und Soziales - - Pressemitteilung Nr.:
125/06
Ministerium für Gesundheit und
Soziales - Pressemitteilung Nr.: 125/06
Magdeburg, den 14. September 2006
Gesundheitsministerin Kuppe: Gesundheitsfonds
startet komplett oder gar nicht / Gleiche Startbedingungen für alle
Krankenkassen
Sozialministerin
Dr. Gerlinde Kuppe hat am Donnerstag im Landtag auf Antrag der Fraktion der FDP
eine Rede zu den Auswirkungen der beschlossenen Eckpunkte zur Gesundheitsreform
auf das Land Sachsen-Anhalt gehalten.
In der Folge veröffentlichen
wir das Redemanuskript:
Selbstverständlich
ist die Landesregierung bereit, dem Sozialausschuss die möglichen Auswirkungen
der von der Bundesregierung geplanten Gesundheitsreform auf die Verhältnisse in
Sachsen-Anhalt darzulegen. Das ist doch ein ganz normales Vorgehen.
Es
macht aber wenig Sinn, diesen Bericht allein auf Grundlage der Eckpunkte
vorzulegen. Auch Sie, meine Damen und Herren von der FDP, wissen doch: Die von
der Koalition in Berlin beschlossenen Eckpunkte selbst haben doch naturgemäß
noch gar keine unmittelbaren Auswirkungen. Diese Eckpunkte müssen noch in Gesetzesform gegossen werden.
Erst
dann können die möglichen Folgen für unser Land in konkreter Form abgeschätzt
und eventuell notwendige Änderungen im Rahmen des Bundesratsverfahrens
eingefordert werden.
Und:
Welch schwierige Geburt dies derzeit in Berlin ist, aus den Eckpunkten ein
Gesetz zu machen, erleben wir ja tagtäglich.
Ich
schlage daher vor, ich lege Ihnen einen Bericht vor, sobald wir einen von der
Bundesregierung oder den Berliner Koalitionsfraktionen beschlossenen
Gesetzentwurf in den Händen halten.
Die
Zeit ist dann auch genau richtig, um die Position Sachsen-Anhalts für den
Bundesrat abzuklopfen.
Denn
eines bleibt richtig: Mit der Gesundheitsreform werden entscheidende Weichen
gestellt. Es geht um die Zukunft der medizinischen Versorgung. Und es geht um
den Erhalt und die Stärkung des Solidarprinzips in der Finanzierung der
Gesundheitsversorgung.
Die
Eckpunkte zur Reform stellen dafür in wesentlichen Punkten eine gute Grundlage
dar. Ich will nicht verhehlen, ich hätte mir mehr Tatkraft gewünscht ¿
insbesondere bei der Frage der Steuermitfinanzierung oder der Einbeziehung der
Privaten Krankenversicherung. Aber ein Kompromiss ist nun einmal nicht die
vollständige Erfüllung aller Vorstellungen.
Die
Eckpunkte zur Reform sind dennoch richtig, weil wir erstens endlich wieder
einen Versicherungsschutz für alle Menschen im Land herstellen - also auch für
ehemals Selbständige, die nach Insolvenz
nicht nur ihre wirtschaftliche Grundlage, sondern auch den
Versicherungsschutz bei der Privaten Krankenversicherung verloren haben.
Die
Eckpunkte weisen zweitens in die richtige Richtung, weil wir wichtige
medizinische Leistungen neu in den Leistungskatalog der Kassen aufgenommen
haben - wie die Erweiterung des Impfkataloges, die Verbesserungen für die
Palliativmedizin oder die Mutter/Vater-Kind-Kuren.
Das
sind alles Leistungen, die den Versicherten direkt zugute kommen. Das wird
leider kaum erwähnt!
Nach
meiner Ansicht wird es für die Umsetzung der Gesundheitsreform darauf ankommen,
dass alle Krankenkassen ¿auf gleicher Augenhöhe¿ an den Start gehen können. Was
heißt das?
Der
Gesundheitsfonds startet komplett oder gar nicht. Komplett heißt für mich:
Neben der
Grundpauschale gibt es auch von Anbeginn an die vereinbarte
risikoadjustierte Pauschale und den 100 %igen Einkommensausgleich. Das
heißt, Kassen wie etwa unsere AOK, die eine Vielzahl von chronisch
Kranken, von älteren Menschen sowie Beschäftigten mit geringerem Einkommen
versichert, werden damit nicht länger gegenüber jenen Kassen
benachteiligt, die mehr junge, gesunde, gut Verdienende auf der
Beitragsliste haben.
Die Rufe aus Bayern und Baden-Württemberg habe ich sehr wohl vernommen,
die diesen Risikoausgleich kippen wollen. Das darf nicht passieren!
Wir haben darauf zu
achten, dass die Entschuldung der Kassen abgeschlossen ist, ehe der
Gesundheitsfonds startet.
Und
meine Damen und Herren, ich gehe davon aus, dass der Gesetzgeber dafür sorgen
wird, dass der Gesundheitsfonds kein bürokratisches Monster wird. Es ist
sicherzustellen, dass dieser Fonds kein Mehr an Bürokratie bringt, sondern ein
Weniger.
Die
Arbeitsweise muss einfach, transparent und effizient gestaltet werden. Modelle
dafür gibt es ja ¿ nicht zuletzt hat die AOK Sachsen-Anhalt ihr
Beitragseinzugssystem beispielhaft zentralisiert. Wir müssen das Fahrrad also
nicht neu erfinden.
Wenn
wir die Finanzierung der Gesundheitsversorgung gerechter als bisher
organisieren, schaffen wir es auch, die Bezahlung der Leistungserbringer
gerechter zu gestalten. Wir schaffen beispielsweise im ambulanten Bereich die
Voraussetzung für eine vergleichbare Vergütung von vergleichbaren Leistungen ¿
und das in Ost und West, in Nord und Süd.
Das
Problem drängt, wenn man die Alterspyramide vor allem im Bereich unserer
Hausärzte und Hausärztinnen betrachtet.
Lassen
Sie mich zusammenfassen:
Wenn
die zahlreichen, in der Tat noch offenen Detailfragen geklärt sind und der
Regierungsentwurf vorliegt, bin ich gern bereit, im Sozialausschuss des
Landtages zu berichten. Ich werde aber
auch weiterhin das intensive Gespräch mit den Kostenträgern und
Leistungserbringern im Land suchen. Ich möchte, dass wir als
Sachsen-Anhalt mit entschlossener
Stimme im Bundesrat auftreten können ¿ und zwar insbesondere im Interesse der
Versicherten.
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