Aktuelle Pressemitteilungen - Sachsen-Anhalt
"Sachsen-Anhalt Sozial 2020" /
Sozialministerin Kuppe kündigt im Landtag grundsätzliche Überprüfung der
Familienpolitik an
15.09.2006, Magdeburg – 124
- Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung
Ministerium für Gesundheit und Soziales - - Pressemitteilung Nr.:
124/06
Ministerium für Gesundheit und
Soziales - Pressemitteilung Nr.: 124/06
Magdeburg, den 14. September 2006
"Sachsen-Anhalt Sozial 2020" /
Sozialministerin Kuppe kündigt im Landtag grundsätzliche Überprüfung der
Familienpolitik an
Sozialministerin Dr. Gerlinde Kuppe hat am
Donnerstag im Landtag auf Antrag der Fraktion der Linkspartei.PDS eine Rede zur
Familienpolitik in Sachsen-Anhalt gehalten.
In der Folge veröffentlichen wir das
Redemanuskript:
Vergangenen Sonntag feierten wir in Sachen-Anhalt
den zweiten Familientag der Landesregierung. Mit dem Familientag verbinden wir ein Dankeschön an die Familien in
Sachsen-Anhalt. Es geht um ein gutes
Klima für Familien. Wir wissen alle,
Frauen und Männer entscheiden sich für Kinder, für Familie, wenn sie Vertrauen in die Zukunft haben,
wenn sie in einem Umfeld leben, das Familien wertschätzt. Aufgabe der Politik
muss es deshalb sein, verlässliche Perspektiven für Familien in
Sachsen-Anhalt zu gewährleisten.
Die Landesregierung hält an ihrem Kurs einer
offensiven Kinder- und Familienpolitik fest. Investitionen in Kinder, junge
Leute und Familien, Investitionen in Bildung und Arbeit, das ist gut angelegtes
Geld, das sind Investitionen in die Zukunft.
Aber wir dürfen auch nicht den haushaltspolitischen
Rahmen aus dem Blick verlieren. Ich brauche an dieser Stelle nicht näher darauf
einzugehen, dass die finanziellen
Mittel mit Bedacht und nachhaltig
wirksam eingesetzt werden müssen.
Vor dieser Herausforderung, die finanziellen
Spielräume optimal zu nutzen, steht nicht nur
das Land. Auch die Kommunen müssen ihr Geld zielgerichtet, und zwar an
den Herausforderungen der Zukunft orientiert, einsetzen.
Familiengründung erfordert Vertrauen in die Zukunft.
Dieses Vertrauen kann nur entstehen, wenn unser demokratisches System, die
wirtschaftliche Entwicklung und die sozialen Sicherungssysteme als stabil
eingeschätzt werden, wenn Bürgerinnen und Bürger abschätzen können, welche
Lebenschancen ihnen und ihren Kindern in Sachsen-Anhalt mittel- und langfristig
eröffnet werden und auf welchen Schutz und welche Solidarität der Gesellschaft
sie bauen können.
Dies setzt eine Grundsatzdiskussion darüber voraus,
wie die Sozialpolitik im Land langfristig und nachhaltig gestaltet werden kann,
was die maßgeblichen Akteure im Land unter sozialer Gerechtigkeit verstanden
wissen wollen sowie darüber, was vor dem Hintergrund der bekannten
Rahmenbedingungen und unter Berücksichtigung der Spezifika unseres Landes auch
realisierbar ist.
Diese Diskussion wird im Rahmen der Aktualisierung
und langfristigen Ausrichtung des sozialpolitischen Gesamtkonzeptes zu führen
sein, übrigens genauso wie die Auseinandersetzung damit, wie sich eine
nachhaltige und auf die demografischen Herausforderungen reagierende
Familienpolitik und Familienförderung gestalten lassen.
Kurzum: wir werden im Rahmen der Überarbeitung des
sozialpolitischen Gesamtkonzeptes mit der Zielrichtung ¿Sachsen-Anhalt Sozial
2020¿ die bisherigen Weichenstellungen in allen politischen Handlungsfeldern
auch in der Familienpolitik überprüfen ¿ und zwar in engem Austausch mit den
jeweils maßgeblichen Akteuren, aber wir werden jetzt keine Schnellschüsse
machen, nur weil in einem Programm der Mittelabfluss unbefriedigend ist.
Aktuell sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter meines
Hauses beauftragt, Maßnahmen der Familienförderung in einer neuen Richtlinie
zusammenzufassen und dabei auch die Maßnahmen der Familienerholung zu
überarbeiten.
Der drastische Einbruch bei deren Inanspruchnahme
ist der Tatsache geschuldet, dass die Förderkriterien 2004 verändert wurden
und nunmehr konzentriert sind auf
·
Maßnahmen mit Bildungsangeboten und
·
Maßnahmen innerhalb Sachsen-Anhalts.
Auf Nachfrage nach möglichen weiteren Gründen für
den Rückgang haben die örtlichen Träger zwei Gründe als wesentlich benannt:
a)
die Fördersumme pro Person sei zu gering
b)
die Begrenzung auf Sachsen-Anhalt sei wenig
lukrativ.
Betroffene Familien haben signalisiert
-
dass eine freie Auswahl der Unterkunft die Chance
der Wahl der kostengünstigsten Unterkunft böte,
-
dass eine bundesweite Inanspruchnahme helfen könnte,
den Blick zu weiten und
-
dass auch Kurzurlaube (2 - 3 Tage) unterstützt
werden sollten.
Auch im zukünftigen Konzept soll Familienerholung
gefördert werden, die allerdings mit dem Anspruch, Familien in ihren
Kompetenzen zu stärken, also auch eine Bildungskomponente zu verwirklichen.
Familienpolitik muss vor Ort gelebt werden. Deshalb
gilt es neben dem Landesbündnis für Familien vor allem die lokalen Bündnisse
für Familien zu unterstützen und dabei zu helfen, dass sich in weiteren
Kommunen lokale Bündnisse für Familie entwickeln und aufbauen können. Zur
Unterstützung richte ich im Sozialministerium eine Servicestelle ein, die als
Informationsbörse dienen soll, bei der sich die lokalen Bündnisse in allen
Fragen kompetente Beratung und Hilfe holen können und die Vernetzung
organisiert wird.
Mit
den lokalen Bündnissen und den weiteren Akteuren auf Landes- und Kommunalebene
will ich den Diskurs zur mittelfristigen Ausrichtung der Familienförderung, wie
eingangs dargestellt, führen.
Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, werden sich
erinnern, dass ich schon vor längerer Zeit eine Erweiterung der Jugendpauschale
zu einer Jugend- und Familienpauschale und damit die Stärkung der kommunalen
Handlungsfähigkeit und Entscheidungskompetenz zur Diskussion gestellt habe.
Dabei müssen die Rahmenkriterien, die Ziele und die finanzielle Ausstattung
beraten werden. Ein Schnellschuss oder gar politischer Aktionismus helfen
nicht.
Ich
erinnere mich noch gut, dass in den neunziger Jahren mein Haus die Einführung
der Jugendpauschale und damit die Kommunalisierung der Mittel für die
Jugendarbeit ca. 1 ½ Jahre lang gegen
zahlreiche Widerstände vorbereitet hat, damit aus der politischen Idee auch ein
zukunftsfähiges Förderinstrument werden konnte. In diesem Sinne gilt auch für
die Förderung von Familien mit Landesmitteln, dass die Förderziele so präzise
wie nötig und so unbürokratisch wie möglich erreicht werden.
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