Aktuelle Pressemitteilungen - Sachsen-Anhalt
Zivilgesellschaft im Kampf gegen
Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus weiter stärken
10.07.2006, Magdeburg – 96
- Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung
Ministerium für Gesundheit und Soziales - - Pressemitteilung Nr.:
096/06
Ministerium für Gesundheit und
Soziales - Pressemitteilung Nr.: 096/06
Magdeburg, den 10. Juli 2006
Zivilgesellschaft im Kampf gegen
Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus weiter stärken
Rede
der
Ministerin für
Gesundheit
und Soziales,
Dr.
Gerlinde Kuppe
auf
der Landtagssitzung am 07. Juli 2006
Antrag der Fraktion Linkspartei
PDS:
Fortführung und Ausgestaltung
der Programme gegen Rechtsextremismus,
Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus
Alternativantrag der Fraktionen
CDU, SPD und FDP:
Für eine freiheitliche Gesellschaft ¿
entschieden gegen Extremismus
Sperrfrist:
Redebeginn gegen 10:55 Uhr
Es
gilt das gesprochene Wort!!!
Zivilgesellschaft im Kampf gegen
Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus weiter stärken
Die Vorkommnisse
in Pömmelte, die grausamen Handlungen an einem zwölfjährigen Jungen, waren im
Januar 2006 Anlass für eine aktuelle Debatte in diesem Landtag. Es ging uns
allen um ein gemeinsames Zeichen, sich klar und deutlich gegen
Fremdenfeindlichkeit zu äußern und diesen Vorfall auf das Schärfste zu
verurteilen.
Die Ereignisse in Pretzien von vergangener Woche
nehmen uns heute in die Pflicht, erneut und unmissverständlich unsere Haltung
gegen Rechtsextremismus und für eine freiheitliche Gesellschaft zu
demonstrieren.
Ich bin den Fraktionen der CDU, SPD und FDP für den
vorliegenden gemeinsamen Antrag dankbar. Ich hätte es sehr begrüßt, wenn auch
die PDS diesem Alternativantrag beigetreten wäre. Damit hätte der Landtag
geschlossen seine Haltung gegen Rechtsextremismus, für Demokratie und
Weltoffenheit zum Ausdruck bringen können. Ich bin aber davon überzeugt, dass
über alle Fraktionen hinweg Einigkeit darüber besteht, dass das
zivilgesellschaftliche Engagement im Kampf gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit
und Antisemitismus weiter gestärkt werden muss.
In Pretzien wurde unter anderem das Tagebuch der
Anne Frank öffentlich verbrannt. Am 6. Juli 1944 schrieb Anne Frank in ihr
Tagebuch:
¿Wie schön und gut würden alle Menschen sein, wenn
sie jeden Abend vor dem Einschlafen sich die Ereignisse des ganzen Tages vor
Augen riefen und dann genau prüften, was gut und was schlecht gewesen ist an
ihrem eigenen Auftreten." ¿ (Tagebucheintrag, A-Version, 6. Juli 1944)
Denen, die in Pretzien agiert haben, sei dieser
Satz besonders empfohlen.
Wir sind alle erleichtert, das keine rechtsextreme
Partei bei den letzten Landtagswahlen den Einzug in unser Parlament geschafft
hat. Das ist auch ein Ergebnis der Anstrengungen von Vereinen und Netzwerken,
die den Kampf gegen rechte Strömungen zum Ziel haben.
Doch wenn es auch
keine parlamentarische Vertretung der rechtsextremen politischen Gruppierungen
gibt, so sind sie auch in Sachsen-Anhalt öffentlich präsent. Mit Besorgnis war
dem Verfassungsschutzbericht 2005 für unser Bundesland zu entnehmen, dass die
Anzahl der Rechtsextremisten sowie die Zahl der politisch motivierten
Straftaten und der politisch motivierten Gewaltdelikte drastisch zugenommen
haben. Das ist nicht hinnehmbar.
Die Übernahme der Schirmherrschaft durch den
Ministerpräsidenten über das vor knapp einem Jahr gegründete ¿Netzwerk
für Demokratie und Toleranz in Sachsen-Anhalt¿ unterstreicht den Stellenwert
dieser Thematik bei der Landesregierung .
Im Folgenden will ich insbesondere auf den Punkt
drei des Alternativantrages eingehen und darüber auch zu dem Antrag der PDS
Stellung beziehen.
Ich will hier ganz eindeutig klarstellen: Das
Auslaufen des CIVITAS Programms zum Ende des Jahres wird am Engagement der
Landesregierung im Kampf gegen Rechts und für ein tolerantes und weltoffenes
Sachen-Anhalt nichts ändern.
Derzeit wird das neue Bundesprogramm - ¿Jugend für
Vielfalt, Toleranz und Demokratie ¿ gegen Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und
Antisemitismus¿ ¿ unter Federführung des Bundesministeriums für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend entwickelt. Im Juni fand ein erstes Fachgespräch
zwischen Bund und Ländern statt. Vorgesehen ist, dass ein Programmbeirat unter
Beteiligung der Länder als beratendes Gremium eingerichtet werden wird, der die
weitere Planung und Umsetzung des Programms begleiten soll.
Der neue Programmentwurf knüpft an die bisherigen
Umsetzungserfahrungen aus den Aktionsprogrammen an. Er ist - anders als das bisherige Aktionsprogramm ¿
auf Dauer angelegt, wobei eine regelmäßige Überprüfung und Weiterentwicklung
vorgesehen ist.
Das Handlungskonzept des neuen Programms setzt sich
aus einem Dreisäulenmodell zusammen:
Die erste Säule beschreibt die Förderung von
lokalen Aktionsplänen in kommunaler Verantwortung. Dabei sollen die Kommunen
lokale Aktionspläne unter Einbeziehung der lokalen zivilgesellschaftlichen
Akteure entwickeln.
Die zweite Säule ermöglicht die Förderung von neuen
Modellvorhaben, die überregional angelegt sein können und sich intensiv
politischen Schwerpunkten, wie zum Beispiel die Arbeit mit rechtsextremistisch
gefährdeten Jugendlichen annehmen.
Die dritte Säule ist auf Bundesebene angelegt. Sie
umfasst die Steuerung und wissenschaftliche Begleitung des neuen Programms.
Das inhaltliche Spektrum des neuen Programms wird
um einen präventiv-pädagogischen Ansatz
verbreitert. Ein wichtiges Handlungsfeld ist dabei die berufliche
Bildung.
Neuer Fokus ist, dass es künftig mehr um
integrierte lokale Strategien geht, deren Ziel die Stärkung der
Zivilgesellschaft ist.
Angesichts des Planungsstandes der Bundesregierung
bedarf es der von der Fraktion der Linkspartei PDS in Ziffer 1 ihres Antrages
aufgestellten Forderungen nicht.
Nach jetzigem Stand wird
der Bund insgesamt 19 Millionen Euro für das neue Programm bereitstellen. Davon
sollen 6,3 Millionen Euro für die ostdeutschen Bundesländer eingesetzt werden.
Die Konditionen der Kofinanzierung sind noch nicht ausdiskutiert. Die
Unterstützung der Aktivitäten des Vereins ¿Miteinander¿ ist auch Thema unserer
Haushaltsberatungen
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