Aktuelle Pressemitteilungen - Sachsen-Anhalt
Fortschrittsbericht ?Aufbau Ost? für das Jahr
2004 / Hohes Niveau der Investitionen in Sachsen-Anhalt / Spitzenplatz bei
Wirtschaftswachstum im Osten
27.09.2005, Magdeburg – 53
- Ministerium der Finanzen
Ministerium der Finanzen - Pressemitteilung Nr.: 53/05
Ministerium der Finanzen -
Pressemitteilung Nr.: 53/05
Magdeburg, den 27. September 2005
Fortschrittsbericht ¿Aufbau Ost¿ für das Jahr
2004 / Hohes Niveau der Investitionen in Sachsen-Anhalt / Spitzenplatz bei
Wirtschaftswachstum im Osten
Das Kabinett hat heute den
Fortschrittsbericht ¿Aufbau Ost¿ für das Jahr 2004 beschlossen. Der Bericht
informiert über den Stand der Anpassung an westdeutsche Verhältnisse, dem Kern
des Solidarpakts II. Er berichtet auch über die wirtschaftliche und finanzielle
Entwicklung von Land und Kommunen.
Gesetzliche Grundlagen
Mit dem Solidarpaktfortführungsgesetz wurde die Fortführung degressiver Sonderbedarfs-Bundesergänzungszuweisungen
(SOBEZ) für die neuen Länder bis zum Jahr 2019 beschlossen. Damit verbunden
wurde eine jährliche Nachweispflicht der neuen Länder einschließlich ihrer Gemeinden
über die zweckgerechte Verwendung der empfangenen SOBEZ, und zwar
- zur Schließung der Infrastrukturlücke,
- zum Ausgleich der unterproportionalen kommunalen Finanzkraft
- und zum Ausgleich weiterer teilungsbedingter Lasten (z. B. Ausgaben für
die Zusatz- und Sonderversorgungssysteme der DDR).
Ausgaben für
Investitionen im Überblick
Das Land und seine Kommunen haben
im vergangenen Jahr rund 2,2 Milliarden Euro für Investitionen und
Investitionsförderung eingesetzt. Dies
sind 879 Euro pro Einwohner, ein außerordentlich hohes Niveau:
· Das
Vergleichsniveau der Investitionen der finanzschwachen westdeutschen
Flächenländer ¿ dies sind Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, das Saarland und
Schleswig-Holstein ¿ lag 2004 im Durchschnitt bei 387 Euro je Einwohner,
also bei weniger als der Hälfte.
· Die
anderen mittel- und ostdeutschen Länder ¿ mit der Ausnahme von Sachsen ¿ weisen
ein vergleichbares Niveau auf (Brandenburg 834, Mecklenburg-Vorpommern 863 und
Thüringen 834 Euro pro Einwohner). Sachsen liegt höher (1104 Euro pro
Einwohner), was allerdings durch die Beseitigung von Flutschäden bedingt ist,
die dort noch sehr stark zu Buche schlagen.
Finanzminister Paqué dazu: ¿Allein
diese Fakten zeigen, dass Sachsen-Anhalt enorme Anstrengungen unternimmt, die
Infrastruktur des Landes zu modernisieren ¿ ganz im Sinne des Solidarpakts II.
Dies wäre nicht möglich ohne die Finanzmittel, die uns vom Bund zur Verfügung
gestellt werden. Das Schließen der Lücke zum Westen kommt in Sachsen-Anhalt
voran.¿
Paqué kritisiert
Rechenmechanik der Mittelverwendung
Minister Paqué übte abermals harte
Kritik an der Rechenmechanik, mit der die Verwendung der Solidarpaktmittel
üblicherweise dargestellt wird. Paqué: ¿Es zeigt sich immer deutlicher, dass
diese Rechnungen zu groben Fehlaussagen kommen und die Aufbauleistungen der
mittel- und ostdeutschen Länder schwer diskreditieren. Sie sind
wissenschaftlich und politisch ohne Wert.¿
Nach dem bisher üblichen
Rechenschema hat Sachsen-Anhalt 2004 rund 58,5 Prozent der SOBEZ zweckgerecht
verwendet, das sind 2,5 Prozent mehr als im Jahr 2003 und zwölf Prozent mehr
als 2002. Das Berechnungsschema spiegelt jedoch in keiner Weise die erreichten
Fortschritte beim Aufbau Ost wider, sondern vor allem den Grad der Neuverschuldung
eines Landes, da bei der sachgerechten Verwendung der Mittel die Nettokreditaufnahme
abgezogen wird.
Paqué: ¿Es wird oft so getan, als
ob Sachsen das einzige ostdeutsche Bundesland sei, das sämtliche
Solidarpakt-Mittel korrekt verwendet. Sachsen investiert aber auch im
wesentlichen nicht anders als Sachsen-Anhalt. Das Hervorheben der sächsischen
Leistungen im Vergleich zu den restlichen neuen Ländern beruht lediglich auf
der geringen Neuverschuldung. Das spricht für die Kontinuität einer soliden,
seit Anfang der 90er Jahre geführten Finanzpolitik, sagt aber nichts über die
Aufbauleistung der eingesetzten Mittel.¿
Eine Alternativrechnung, die einen
Vergleich mit dem Investitionsniveau der finanzschwachen West-Flächenländer
berücksichtigt, kommt für Sachsen-Anhalt für 2004 auf einen Verwendungsgrad von
66,3 Prozent. Bei dieser erheblich sinnvolleren Berechnungsmethode liegen alle
Länder eng beieinander, wie die Zahlen für 2003 belegen (siehe Anlage 1; Daten
für 2004 sind noch nicht vollständig verfügbar). Dies überrascht nicht, denn
alle neuen Länder investieren weit überdurchschnittlich, nicht nur Sachsen.
Wirtschaftsleistung
in Sachsen-Anhalt und Sachsen ähnlich (siehe Anlage 2)
Beim Vergleich der
wirtschaftlichen Entwicklung der beiden Länder Sachsen und Sachsen-Anhalt zeigt
sich, dass das reale Bruttoinlandsprodukt je Einwohner vergleichbar ist (2004:
Sachsen 18539, Sachsen-Anhalt 18245 Euro), ebenso das Bruttoinlandsprodukt je
Erwerbstätigen (2004: Sachsen 41631, Sachsen-Anhalt 45345 Euro). Was das
Wachstum des Bruttoinlandproduktes pro Einwohner betrifft, lagen beide Länder
zwischen 2001 und 2004 fast gleichauf (Sachsen +7,2 Prozent, Sachsen-Anhalt
+7,3 Prozent). Ähnliches gilt bei der Bruttowertschöpfung im Verarbeitenden
Gewerbe, wobei beide Länder deutlich über der bundesdeutschen Wachstumsdynamik
liegen.
Auch die gestern veröffentlichten
Zahlen für das erste Halbjahr 2005 belegen eine ungebrochene Dynamik in
Sachsen-Anhalt: Mit einem Zuwachs des realen Bruttoinlandsprodukts von 1,0
Prozent liegt das Land nach dem Saarland und Baden-Württemberg an dritter
Stelle im Bundesvergleich. Innerhalb der Gruppe der neuen Länder ist
Sachsen-Anhalt der Spitzenreiter deutlich vor Thüringen, das als einziges weiteres
neues Land noch eine positive Veränderungsrate aufweist. Alle anderen neuen
Länder haben eine negative Entwicklung zu verkraften (Mecklenburg-Vorpommern
¿0,1 %; Brandenburg ¿0,8 %; Sachsen ¿0,7 %).
Dass dieses sehr gute Ergebnis in
Sachsen-Anhalt erreicht werden konnte, ist der Entwicklung im Verarbeitenden
Gewerbe mit einem Zuwachs von 9,7 Prozent zu verdanken. Dies hat die
rückläufigen Entwicklungen im Baubereich und - aufgrund der
Personalkosteneinsparungen - im öffentlichen Dienst mehr als ausgeglichen.
Paqué: ¿Angesichts dieser Zahlen
von einem Aufbau Ost zu reden, der nur in Sachsen stattfindet, ist unsinnig und
unseriös.¿
Schwerpunkte bei
den Infrastrukturausgaben im einzelnen
Schwerpunkte der
Infrastrukturausgaben waren vor allem die Bereiche Verkehr, Städtebau,
Wirtschaft, Hochschulen und Forschung. Dort hat auch das Deutsche Institut für
Wirtschaftsforschung (DIW) in seiner jüngsten Untersuchung besonders große
Lücken in den ostdeutschen Ländern ausgemacht.
Wie
bereits im Vorjahr konnte auch im Jahr 2004 das Landesstraßennetz
Sachsen-Anhalt durch Um- und Ausbauarbeiten weiter verbessert werden.
Inzwischen entsprechen 48 Prozent des Landesstraßennetzes dem derzeitigen
Standard (Vorjahr: 45 Prozent). Zudem wurden weitere Maßnahmen der Verkehrsinfrastruktur
im kommunalen und unternehmerischen Bereich gefördert. So verbesserte sich der
Zustand der Binnenhäfen und Flugplätze in Sachsen-Anhalt deutlich.
Im
Bereich des Städtebaus erfolgte die Förderung von Projekten auf der Grundlage
ganzheitlicher Entwicklungskonzepte (Sanierung und Stadtteilentwicklung).
Dadurch wurde in den durch industrielle Bauweise errichteten Wohngebieten eine
Verbesserung der stadttechnischen, kulturellen und sozialen Infrastruktur
erreicht.
Die noch
bestehende Lücke im Bereich der Infrastruktur der Wirtschaft konnte mit Mitteln
der vom Land, dem Bund und der EU finanzierten Gemeinschaftsaufgabe
¿Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur¿ weiter verringert werden. Der
Schwerpunkt bezüglich der Verteilung der bewilligten Investitionszuschüsse lag
wie im vergangenen Jahr bei der Revitalisierung von Industriebrachen bzw. der
Erweiterung von Industrie- und Gewerbegebieten sowie der Förderung der
touristischen Infrastruktur. Im Jahr 2004 wurden 33 Infrastrukturvorhaben gefördert.
Das Investitionsvolumen betrug 75 Mio. Euro, das Zuschussvolumen
51 Mio. Euro.
Eine
wesentliche Rolle für den weiteren Aufbau Ost kommt der Förderung der
wirtschaftsnahen Forschung und Entwicklung zu. Im Dezember 2002 wurde ein
optimiertes Förderprogramm für Technologie- und Innovationsforschung auf den
Weg gebracht, das vor allem kleine und mittlere Unternehmen bei der
Erschließung von Marktpotentialen unterstützt sowie die industrielle Forschung
und vorwettbewerbliche Entwicklung fördert. Es ist erkennbar, dass sich
mittelständische Unternehmen in Sachsen-Anhalt wieder verstärkt der Forschung
im eigenen Unternehmen in Bezug auf die Entwicklung neuer Produkte und
Verfahren widmen. Dies gilt besonders in innovativen Branchen, wie Maschinen-
und Anlagenbau/Automotive, Chemie/Neue Werkstoffe, LifeScience (Biotechnologie,
Pharmazie und Medizintechnik), sowie den Querschnittsbranchen Nanotechnologie,
Mikrosystemtechnologie und Informations- und Kommunikationstechnologie/Automation/Logistik.
Im Jahr 2004 wurden insgesamt rd. 30 Mio. Euro in 85 Projekte investiert.
Die Ausstattung von Hochschulen
und außeruniversitären Forschungseinrichtungen im Rahmen des
Hochschulbauförderungsgesetzes wurde im vergangenen Jahr mit Landesmitteln in
Höhe von 46 Mio. Euro unterstützt. Darüber hinaus wurden in den Hochschulbau
rd. 27 Mio. Euro investiert.
Die
Stärkung der Landwirtschaft erfolgt im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe
¿Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes¿ aus Mitteln des Landes,
des Bundes und der EU. Das Hauptanliegen der Förderung besteht in der
Verbesserung der infrastrukturellen und baulichen Verhältnisse in Dörfern mit
agrarstrukturellem Bezug. Der Schwerpunkt der ausgereichten Fördermittel lag im
Jahr 2004 mit einem Anteil von 78 Prozent wie in den Vorjahren im Bereich
der kommunalen Investitionen zur Verbesserung der innerörtlichen
Verkehrsverhältnisse (465 Vorhaben), zur Erhaltung und Gestaltung des
dörflichen Charakters (2.514 Vorhaben) und zur Sanierung von Gewässern und zum
Abbruch von Bausubstanz (45 Vorhaben).
Für die
Umsetzung des ländlichen Wegekonzeptes in Sachsen-Anhalt wurden im Jahr 2004
rd. 9 Mio. Euro investiert. Hierdurch wurde das Straßen- und
Wegenetz im ländlichen Raum unter Berücksichtigung der verschiedenen
Verkehrssysteme weiter ausgebaut, so dass es den Anforderungen für die
Anbindung an das überörtliche Verkehrsnetz bis hin zur Bewirtschaftung land-
und forstwirtschaftlicher Grundstücke abdeckt.
Weiterhin
wurden erhebliche Mittel für wasserwirtschaftliche und kulturbautechnische
Maßnahmen zur nachhaltigen Entwicklung des ländlichen Raumes eingesetzt.
Gefördert wurden hier im wesentlichen der naturnahe Gewässerausbau und der
Neubau und die Erweiterung von Hochwasserschutzanlagen. Der
Anschlussgrad der Bevölkerung konnte für die öffentliche Kanalisation auf
86,8 Prozent (Vorjahr 84,0) und für öffentliche Kläranlagen auf
86,6 Prozent (Vorjahr 83,8) erhöht werden. Auch im Rahmen der
Altlastensanierung konnten Verbesserungen erzielt werden. Ein Schwerpunkt liegt
auf der Revitalisierung innerstädtischer Industriebrachen.
Anlage 1
Vergleich der neuen Länder auf Basis der vorjährigen
Fortschrittsberichte für das Jahr 2003
Zusammenfassende Verwendungsrechnung der SOBEZ (Landes-
und Kommunalebene) der neuen Flächenländer 2003
a) bisherige Berechnungsmethode in Euro
je Einwohner
BB
MV
SN
ST
TH
investive Verwendung nach
Abzug der Neuverschuldung
146
125
531
88
301
Ausgleich der UFK*
126
127
114
113
111
teilungsbedingte Lasten**
167
170
167
166
169
Nachweis der Verwendung der SOBEZ (1. +
2. + 3.)
438
422
812
367
581
erhaltende SOBEZ
580
640
639
655
634
Verwendung in v.H. der SOBEZ
75,5
65,9
127,4
56,0
91,7
* Thüringen: Mittelwert der angegebenen Bandbreite
** Sachsen hat in
seinem Fortschrittsbericht 2003 keine teilungsbedingten Lasten dargestellt, aus
Gründen der Vergleichbarkeit wurden die Zahlungen Sachsens nach dem AAÜG mit
einbezogen. Außerdem wurden für Sachsen und Brandenburg auch die kommunalen
Altschulden hinzugerechnet (bei den anderen Ländern bereits enthalten).
b) alternative
Berechnungsmethode in Euro je Einwohner
BB
MV
SN
ST
TH
überproportionale eigenfinanzierte Investitionen für
Infrastruktur
(FFW = 361 Euro je Einw.)
197
222
206
174
237
2. Ausgleich der
UFK
126
127
114
113
111
3. teilungsbedingte
Lasten
167
170
167
166
169
4. Nachweis der Verwendung
der SOBEZ (1. + 2. + 3.)
490
519
487
453
517
5. erhaltende SOBEZ
580
640
639
655
634
6. Verwendung in
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