Studie: 12-Jährige mehrheitlich gesundheitsbewusst / Minister Bischoff: Wer für sich Zukunft erkennt, lässt sich weniger hängen
18.08.2015, Magdeburg – 417
- Staatskanzlei und Ministerium für Kultur
Die Mehrheit der 12-Jährigen in Sachsen-Anhalt
fühlt sich von Freunden wertgeschätzt und in der Familie wohl. Dennoch leiden
viele unter mangelndem Selbstbewusstsein. Auch treiben die meisten der Mädchen
und Jungen in der 6. Klasse Sport. Aber deutlich weniger sind in einem
Sportverein aktiv. Diese zum Teil konträren Aussagen sind Ergebnis einer
Befragung von Sechstklässlern an Gymnasien und Sekundarschulen, die
Sozialminister Norbert Bischoff am Dienstag in Magdeburg präsentierte.
Das Landesamt für Verbraucherschutz hatte 2012
in einer anonymisierten Fragebogenaktion in landesweit 40 Sekundarschulen und
25 Gymnasien insgesamt 3.600 Schülerinnen und Schüler zu ihrem Gesundheits- und
Freizeitverhalten befragt. Etwa ein Viertel der seinerzeit rund 15.200
Schülerinnen und Schüler dieser Schulformen nahmen an der Studie teil und gaben
über sich Auskunft.
Das Gesamtbild ist widersprüchlich, zeigt aber
auch Tendenzen auf. So gestalten die meisten ihr Leben gesundheitsbewusst, wie
der Autor der Studie, Dr. Goetz Wahl vom Fachbereich Gesundheits- und
Hygienemanagement des Landesamtes, erläuterte. Rund 88 Prozent der
Befragten gaben an, dass sie sich
zuhause wohl fühlten und 78 Prozent sagten, dass sie viel lachten und Spaß hätten.
Dennoch machten sich 16 Prozent oft oder immer Sorgen über die eigene Zukunft.
Gesundheitsminister Bischoff lobte die neueste
Veröffentlichung aus dem Landesamt für Verbraucherschutz als ?wertvoll?. Er
sagte: ?Gerade die teils spannungsgeladene Widersprüchlichkeit der Angaben
macht die Studie authentisch. Auch Kinder und Jugendliche fühlen sich nicht
immer nur gut oder immer nur schlecht. Trotz guter objektiver
Gesundheitsparameter und umfassender Fürsorge seitens des Elternhauses können
das subjektive Befinden und auch das Zutrauen in die eigene Zukunft negativ
eingefärbt sein. Hier gilt es anzusetzen und positive Signale zu senden.?
Bischoff sagte: ?Es liegt an uns allen, auch an
der Politik, vor allem aber am konkreten Umfeld mit Elternhaus und Schule sowie
ganz entscheidend an der Wirtschaft, Freude und Zuversicht auf eine Zukunft in
Sachsen-Anhalt zu machen. Wenn die jungen Leute bereits jetzt merken, sie sind
willkommen und werden gebraucht, dann schwinden Zukunftsangst, Selbstzweifel
und Lustlosigkeit.? Bischoff mahnte: ?Wir brauchen jeden und jede einzelne
Jugendliche.? Der Minister sagte: ?Die Studie offenbart, dass 12-jährige Kinder
trotz aller Unterschiedlichkeit und Widersprüchlichkeit auf sich und ihre
Gesundheit achten und sich aktiv verhalten.
Und doch sind sie auch
negativen Einflüssen wie Alkohol und Nikotin sowie überbordendem Medienkonsum
ausgesetzt. Es gilt, positive Botschaften zu verstärken. Wer für sich Zukunft
erkennt, lässt sich weniger hängen.?
Zu einzelnen
Studienaspekten:
Besonders positiv
geraten die Selbsteinschätzungen der Kinder beim Thema Zahngesundheit. Demnach
gaben rund 86 Prozent der Mädchen und
Jungen an, sich mindestens zweimal am Tag die Zähne zu putzen und auch
regelmäßig den Zahnarzt aufzusuchen (42 Prozent der Kinder waren innerhalb des
Jahres zweimal beim Zahnarzt). Diese Werte deuten darauf, dass sich die
12-Jährigen in Sachsen-Anhalt intensiver um ihre Zahngesundheit kümmern als
Gleichaltrige im Bundesdurchschnitt. Für den Bund hat das Robert Koch-Institut
in einer Studie (KIGGS 2003-2006) herausgefunden, dass etwa 39 Prozent zweimal
pro Jahr beim Zahnarzt waren und sich 73 Prozent der Teenager zweimal und öfter
am Tag die Zähne putzen. Noch deutlicher ist der Abstand bei der Antwort auf
die Frage, wie viele Kinder gar nicht innerhalb eines Jahres beim Zahnarzt
waren: Das sind etwa 5,5 Prozent der Kinder in Sachsen-Anhalt und 19,5 Prozent
im Bundesdurchschnitt.
Nach Einschätzung von
Sozialminister Bischoff wird deutlich, dass die Anstrengungen aller Beteiligten
wie bei den Schulen, der Zahnärztekammer, der Kinder- und Jugendzahnärztlichen
Dienste bei den Gesundheitsämtern, der Krankenkassen sowie von der
Landesvereinigung für Gesundheit und des Sozialministeriums ?Früchte tragen?.
Bischoff: ?Es war richtig, Ende der 1990-er Jahre Gesundheitsziele fürs Land zu
formulieren und in der Folge diverse Projekte konkret in Angriff zu nehmen, um
etwa eine Verbesserung der Zahngesundheit zu erreichen.?
Ein insgesamt gutes
Gesundheitsverhalten wird den 12-Jährigen auch auf einem anderen Gebiet
bescheinigt: So gehen die meisten Sechstklässler in Sachsen-Anhalt nicht ohne
Frühstück aus dem Haus (68 Prozent) oder frühstücken auf dem Weg zur oder
gleich früh in der Schule (17 Prozent). Auch nehmen mit 90 Prozent fast alle
befragten Mädchen und Jungen mindestens eine warme Mahlzeit am Tag ein. Gut 75
Prozent der Befragten treiben mindestens ein- bis zweimal in der Woche aktiv
Sport, 55 Prozent tun dies in einem Verein.
Aber auch 20 Prozent
der Mädchen und Jungen, und damit jeder Fünfte, gaben an, praktisch nie Sport
zu treiben. Nicht wenige fühlen sich oftmals müde und schlapp (16 Prozent). Gut
jeder dritte Sechstklässler (34 Prozent) leidet häufig unter Kopfschmerzen und
gut jeder Vierte (26 Prozent) klagte über Schlafschwierigkeiten. Etwa 46
Prozent meinten, sie seien zu dick. Insgesamt scheint es so, als würden die
Sechstklässler zu oft und zu lange vor dem Fernseher und am Computer sitzen. So
gaben 23 Prozent der Befragten an, drei bis vier Stunden oder mehr täglich fernzusehen, 18
Prozent der Mädchen und Jungen teilten diese Zeit täglich mit dem Computer und
/ oder Handy.
Erschreckend ist auch,
dass viele Sechstklässler nach eigenen Angaben bereits Kontakt mit Alkohol (43
Prozent) und Zigaretten (18 Prozent) hatten. Ab und zu, öfter oder gar
regelmäßig rauchen laut Selbstaussage sieben Prozent der Mädchen und Jungen in
der 6. Klasse, acht Prozent von ihnen wollen ab und zu, öfter oder regelmäßig
zur Alkoholflasche gegriffen haben. Jeweils ein Viertel der Sechstklässler hat
Freunde, die rauchen beziehungsweise Alkohol trinken. Nicht abgefragt wurden
Trinkmengen oder die Anzahl der gerauchten Zigaretten.
Betrachtet man unter
den Sechstklässlern allein die 12-Jährigen (das sind 76 Prozent aller
Sechstklässler), so lassen sich die Daten mit der Studienreihe ?Moderne Drogen-
und Suchtprävention ? MODRUS? aus den Jahren 1998 bis 2009 vergleichen.
Folgender positiver Trend ist erkennbar: Im Jahr 2000 hätten jeweils gut 24
Prozent der Sechstklässler angeben, ab und zu, öfter oder regelmäßig Bier und
Wein zu trinken oder zu rauchen. Laut aktueller Befragung sanken die Werte auf
acht Prozent (Bier und Wein trinken) und knapp sechs Prozent (rauchen). Mit
?öfter? oder ?regelmäßig? gaben im Jahr 2000 noch 14 Prozent der 12-Jährigen
ihren Zigarettenkonsum und fünf Prozent ihren Bier- und Weinkonsum an. In der
aktuellen Studie von 2012 sanken die Werte auf
drei Prozent (rauchen) beziehungsweise ein Prozent (Bier oder Wein
trinken). Nicht gefragt wurde nach der Trinkmenge und die Zahl der gerauchten Zigaretten.
Auch zu den Parametern
Lebensqualität, Selbstbewusstsein und Zukunftszuversicht gibt die Studie ein
Stimmungsbild, das von Widersprüchen lebt. So sagten 80 Prozent der Kinder,
dass sie sich mit den Eltern gut verstünden. Auch fühlten sich 72 Prozent der
Mädchen und Jungen von anderen gemocht und gar 93 Prozent gaben an, nie oder
selten Angst zu haben. Dennoch machten sich viele Sorgen über die eigene
Zukunft. Ein Drittel der Befragten gab an, sich nicht gut zu finden und auch
nicht stolz auf sich zu sein. Gar 39 Prozent kreuzten an, dass sie sich nie
oder nur selten selbst leiden könnten.
Die gesamte Studie ist
im Internet auf den Seiten des Landesamtes für Verbraucherschutz unter www.verbraucherschutz.sachsen-anhalt.de
in der Rubrik Gesundheitsberichterstattung, Menüpunkt Publikationen,
veröffentlicht.
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