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Pressemitteilungen der Ministerien

Drogenpolitik für Jugendliche - Regierung will Dialog unter Gleichaltrigen stärken / Studie MODRUS II vorgestellt

02.04.2001, Magdeburg – 37

  • Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung

 

 

 

Ministerium für Arbeit, Frauen, Gesundheit und Soziales - Pressemitteilung Nr.: 037/01

 

Magdeburg, den 2. April 2001

 

 

Drogenpolitik für Jugendliche - Regierung will Dialog unter Gleichaltrigen stärken / Studie MODRUS II vorgestellt

Magdeburg. In der Drogen- und Suchtprävention für Jugendliche will Sachsen-Anhalts Landesregierung künftig noch stärker die motivierende Wirkung von Aufklärungsgesprächen unter Gleichaltrigen nutzen. Zugleich wird es keine Abstriche im konsequenten Vorgehen von Polizei und Justiz gegen Drogenkriminalität geben.

Sozialministerin Dr. Gerlinde Kuppe, Innenminister Dr. Manfred Püchel und Kultus-Staatssekretär Dr. Bodo Richter erklärten am Montag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Magdeburg: "Kinder und Jugendliche setzen sich in der Mehrzahl sehr ernsthaft mit der Drogen- und Suchtproblematik auseinander. Sie sind aufgeschlossen für Gespräche mit Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrern, diskutieren vor allem jedoch untereinander sehr intensiv. Dieses Element gilt es zu stärken. Dies geht einher mit der konsequenten Verfolgung und Ahndung von Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz."

Die Regierungsmitglieder präsentierten die jüngste Studie "Moderne Drogen- und Suchtprävention MODRUS II", die im Auftrag des Interministeriellen Arbeitskreises "Sucht" von der Forschungsgemeinschaft für Konflikt- und Sozialstudien e.V. (FOKUS), Halle, gefertigt wurde. Projektleiter Dr. Michael Chrapa stellte die Kernaussagen der Befragung von gut 3.000 Schülerinnen und Schülern sowie 1.000 Erwachsenen vor. Es handelt sich um die zweite derartige soziologisch-empirische Erhebung in Sachsen-Anhalt nach 1998.

Im Vergleich der beiden Studien muss festgestellt werden, dass legale und illegale Rauschmittel von jungen Menschen zunehmend als ein Bestandteil ihrer Lebenswelt wahrgenommen werden. Besonders beunruhigend ist die zunehmende Zahl von immer jüngeren Jugendlichen, die Alkohol trinken und rauchen. Zugleich hat sich der Kreis derjenigen Jugendlichen, die auch illegale Drogen konsumieren, vergrößert.

Die MODRUS II-Studie liefert neben der rein faktischen Darstellung zur Situation aber auch Erklärungsmuster zur Frage, warum, wann und wodurch Jugendliche zum Griff zu legalen oder illegalen Droge motiviert werden. Des weiteren wurde die Akzeptanz von Präventionsstrategien hinterfragt. Ergebnisse sind unter anderem: Mit Alkohol wollen Jugendliche in der Mehrzahl nicht etwa vermeintlichen Lebensfrust ertränken. Vielmehr stehen sie der eigenen Zukunft als auch der Gesellschaft im Ganzen aufgeschlossen gegenüber. Der Griff zur Falsche oder zum Glimmstengel gilt insbesondere in der Gruppe vielmehr als schick. Werden Jugendliche von Eltern, Lehrkräften oder anderen Erwachsenen altersgerecht zur Drogenproblematik angesprochen, stellen sie sich sehr ehrlich und konkret dem Dialog.

Ministerin Kuppe erklärte: "MODRUS II bestätigt uns: Erfolgreiche Drogenprävention muss frühzeitig ansetzen, muss punktgenau auf die sehr unterschiedlichen Zielgruppen ausgerichtet werden und braucht einen langen Atem. Das Sozialministerium stellt in diesem Jahr mehr als 3,6 Millionen Mark für die Drogen- und Suchtberatung zur Verfügung. Das sind rund 300.000 Mark mehr als im Vorjahr. Insbesondere der Wunsch der Jugendlichen zum Dialog sollte noch offensiver für die Prävention genutzt werden." Die Ministerin verwies auf das vom Sozialministerium geförderte PEER-Projekt an Sachsen-Anhalts Fahrschulen, bei dem Gleichaltrige über die Gefahren von Alkohol am Steuer diskutieren. Die Ministerin warnte zugleich vor einer einseitig auf illegale Drogen ausgerichteten Diskussion. "Volksdroge Nummer eins auch unter Jugendlichen ist Alkohol. MODRUS II bestätigt unseren Ansatz, im Rahmen der Gesundheitsoffensive VORSORGEN ganz offensiv die Themen Alkohol und Nikotin zu diskutieren. Damit sind wir näher an der Realität dran als jene in Sachsen-Anhalt, die beständig über Fixerstuben oder die Legalisierung von sogenannten weichen illegalen Drogen fabulieren." Als ein weiteres für die Jugendarbeit sehr wichtiges Ergebnis von MODRUS II hob die Ministerin hervor, dass sich Konsumenten insbesondere von illegalen Drogen in ihrem Freizeitverhalten deutlich von den anderen Jugendlichen unterscheiden. Sie treiben weniger Sport, lesen weniger Bücher und interessieren sich nur wenig für Politik oder Umweltprobleme.

Innenminister Püchel bezeichnete einen übergreifenden Jugendschutz, Prävention und eine differenzierte Strafverfolgung als die "drei wesentlichen Säulen" für ein erfolgreiches Wirken gegen Sucht und Drogen. Der Minister sagte: "Der Verfolgungsdruck der Polizei richtet sich vorrangig gegen die Personen, die aus dem Handel mit illegalen Drogen Profit ziehen wollen. Wobei natürlich auch die Konsumenten nicht aus den Augen verloren werden." Für das Jahr 2000 registrierte die Polizei 6.426 Straftaten nach dem Betäubungsmittelgesetz. Davon entfielen 66,7% auf die Altersgruppe der Kinder, Jugendlichen und Heranwachsenden. Als ein Präventionsprojekt mit Modellcharakter stellte Püchel das Programm "no drugs- no risk- more fun" des Landeskriminalamtes vor, das im Vorjahr gestartet ist. An einem Gymnasium in Roßlau führen 21 Schülerinnen und Schüler aus drei siebenten Klassen das Modellprojekt durch. Sie setzen sich mit jugendtypischen Themen auseinander wie Gruppendruck, Stress, Neugierde, die im ungünstigsten Fall auch zur Kriminalität führen können. Ziel ist es, Straftaten vorzubeugen und damit zur Kriminalitätsverhütung beizutragen. Das Projekt bezieht auch neue Medien wie das Internet ein und fördert den Dialog zwischen Jugendlichen und Erwachsenen.

Kultus-Staatssekretär Richter sagte: "MODRUS II bestätigt uns. Die Studie belegt, dass Jugendliche aus Schulen mit langfristigen Präventionsangeboten im Rahmen der Gesundheitsförderung deutlich weniger Suchtmittel konsumieren und auch insgesamt mit ihrer Schule zufriedener sind. Diese positiven Wirkungen sollten in jedem Fall Anlass sein, das Netzwerk gesundheitsfördernder Schulen, das derzeit landesweit etwa 70 Schulen umfasst, weiter zu stärken." "Starke Persönlichkeiten sind auch stark gegenüber Drogen", sagte Richter. Als erfreulich und wichtig bezeichnete es der Staatssekretär, dass Eltern und Lehrkräfte von den Jugendlichen als Ansprechpartner für Drogen- und Suchtprobleme akzeptiert werden. "Dies sollte ein nicht zu unterschätzender Hinweis für alle Beteiligten sein, gemeinsame Aktionen zu starten und immer wieder das Gespräch zu suchen."

Hinweis:

Die MODRUS-II-Studie ist als Broschüre erschienen und kann in der Pressestelle des Ministeriums für Arbeit, Frauen, Gesundheit und Soziales abgerufen werden.

 

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