Pressemitteilungen der Ministerien
Umweltminister Keller legt Gewässergütekarte vor
"Flüsse sind sauberer und fischreicher geworden"
05.03.2002, Magdeburg – 37
- Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie
Ministerium für Raumordnung, Landwirtschaft und Umwelt - Pressemitteilung Nr.: 037/02
Ministerium für Raumordnung, Landwirtschaft und Umwelt Pressemitteilung Nr.: 037/02
Magdeburg, den 5. März 2002
Umweltminister Keller legt Gewässergütekarte vor
"Flüsse sind sauberer und fischreicher geworden"
Sachsen-Anhalts Umweltminister Konrad Keller hat heute die Gewässergüte-karte 2000 vorgelegt. Die Entwicklung der Gewässergüte der Flüsse in Sachsen-Anhalt von 1990 bis 2000 zeigt einen enormen Rückgang der Belastung. Im Jahr 2000 entsprachen bereits gut zwei Drittel aller Flüsse dem Sanierungsziel Güteklasse II (mäßig-, gering- bis unbelastet). Inzwischen leben wieder mindestens 33 Fischarten in unseren Flüssen. Dazu gehören so seltene Arten wie Flussneunauge, Steinbeißer, Schlammpeitzger, Bitterling und Rapfen. Zur Zeit der Wende wurden dagegen nur ca. 20 Fischarten und die auch nur in wenigen Flüssen verzeichnet.
Keller: "Die hohen Investitionen in die Abwasserbehandlung haben sich sichtbar ausgezahlt."
Hauptursache für die enorme Belastung der Flüsse war die Einleitung von nicht oder völlig unzureichend behandeltem kommunalem und industriellem Abwasser zu DDR-Zeiten.
Um die einst übermäßig bis stark verschmutzenden Flüsse vor allem im Süden Sachsen-Anhalts wieder zum Lebensraum für Fische und aquatische Kleinlebewesen zu machen waren eine Vielzahl von Maßnahmen in die Abwasserbehandlung und -ableitung notwendig. Seit 1990 wurden in Sachsen-Anhalt 200 Kläranlagen neu gebaut oder saniert. Der Anschlussgrad an die öffentliche Kanalisation liegt heute bei fast 80 Prozent in Sachsen-Anhalt. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 91%; der der neuen Bundesländer bei 73%.
Im Vergleich zu 1990 hat sich die Qualität der Flüsse zum Teil sprunghaft verbessert. Besonders deutlich ist das bei Elbe, Saale, Mulde und Bode zu sehen.
Im Jahre 1990 mussten mehr als die Hälfte der Flüsse in die Güteklasse III-IV und IV (sehr stark bis übermäßig verschmutzt) eingeordnet werden.
1995 hatte sich der Anteil sehr stark verschmutzter Gewässer ¿ Güteklasse III-IV und IV- auf weniger als 10 % verringert. Die Güteklasse II konnte bereits bei 35 % der untersuchten Gewässer festgestellt werden.
Von den untersuchten Flüsse befand sich im Jahr 2000 kein Gewässer in der Güteklasse IV und mehr als 70 % der Gewässer konnten in die Güteklasse II und besser eingestuft werden.
Die Verbesserung der Gewässerqualität hat wesentlich dazu beigetragen, dass heute die natürlichen Selbstreinigungsvorgänge in den Flüssen wieder funktionieren und sich ein naturnahes ökosystem entwickeln kann. Durch die verbesserte Qualität der Elbe wurde auch ein wesentlicher Beitrag zur Verringerung der Belastung der Nordsee getan.
Gewässergüteklasse
unbelastet bis gering belastet
mäßig belastet
kritisch belastet
stark verschmutzt
sehr stark bis übermäßig verschmutzt
GK I, I-II
GK II
GK II-III
GK III
GK III-IV, IV
km
%
km
%
km
%
km
%
km
%
1990
30
1,9
128
8,4
498
32,7
661
43,3
208
13,7
1991
29
1,9
186
12,2
587
38,5
643
42,1
80
5,3
1992
18
1,2
208
13,6
921
60,4
274
18,0
104
6,8
1993
41
2,7
419
27,5
844
55,3
193
12,7
28
1,8
1994
44
2,9
481
31,6
940
61,6
58
3,8
2
0,1
1995
44
2,9
536
35,2
896
58,9
45
2,9
1
0,1
1996
45
2,9
496
32,6
950
62,4
22
1,4
10
0,7
1997
42
2,8
545
35,9
903
59,5
19
1,2
9
0,6
1998
84
5,5
648
42,5
763
50,0
21
1,4
9
0,6
1999
74
4,8
950
62,3
483
31,7
18
1,2
0
0
2000
57
3,7
1079
70,8
347
24,5
15
1,0
0
0
Rückfragen an Annette Schütz
Tab.: Fischartenentwicklung in bedeutenden Fließgewässern des Landes Sachsen-Anhalt
Fluss
Zustand Fischfauna 1990/1991
Zustand Fischfauna 1999/2000
Elbe
Im Hauptstrom ca. 16-18 Fischarten, in Abschnitten mit hoher Abwasserbelastung weniger.
Im Hauptstrom bis ca. 28-30 Fischarten, mit Nebengewässern im überschwemmungsbereich bis über 40 Arten.
Saale
Ca. 12-16 Arten, in einzelnen Abschnitten mit hoher Abwasserbelastung nahezu fischfrei.
Ca. 25 Arten (einschließlich Nebengewässer im überschwemmungsbereich).
Mulde
Nur oberhalb Muldestausee und bis ca. 2km unterhalb Muldestausee mit wenigen (max. 8-9) Fischarten besiedelt. Sonst völlig fischfrei.
Ca. 20 Fischarten.
Unstrut
Nur wenige anspruchslose Fischarten (unter 10), abschnittsweise ausgedehnte Verödungsstrecken.
Ca. 15-16 Fischarten. Nur langsame Wiederbesiedlung.
Havel
Durchgängig artenreich besiedelt, ca. 20 Fischarten. Keine Verödungsabschnitte.
Ca. 20 Fischarten, mit Nebengewässern im überschwemmungsbereich bis 33 Fischarten.
Schwarze Elster
Ausgedehnte Verödungsstrecken. Praktisch fischfrei.
Ca. 26 Fischarten. Schnelle Wiederbesiedlung von der Elbe her, da keine Querverbauungen.
Weiße Elster
Ausgedehnte Verödungsstrecken. Praktisch fischfrei.
Ca. 16 Fischarten. Nur sehr langsame Wiederbesiedlung, da viele Querbauwerke und fehlende Reliktpopulationen bei vielen Arten.
Jeetze
Durchgängig mit Fischen besiedelt. Aber fischfreie Verödungsstrecken in den Zuflüssen Beeke, Purnitz und Salzwedeler Dumme.
Ca. 16 Fischarten.
Milde-Biese-Aland
Keine Angaben, durchgängig mit Fischen besiedelt.
Ca. 21 Fischarten.
Uchte
Keine Angaben. Ausgedehnte Verödungsstrecken. Praktisch fischfrei.
Ca. 19 Fischarten durch Besiedlung von der Biese her.
Ohre
Immer mit Fischen besiedelt. Aber abschnittsweise Verödungsstrecken.
Ca. 18 Fischarten. Problem: Starke Salzbelastung unterhalb Kaliabbaugebiet Zielitz, Tendenz zunehmend.
Aller
Ausgedehnte Verödungsstrecken. Außerhalb des Drömlingsgebietes auf langen Abschnitten fast fischfrei.
Ca. 12 Fischarten. Nur schleppende Wiederbesiedlung, da viele Querbauwerke und fehlende Reliktpopulationen.
Nuthe
Durchgängig mit Fischen besiedelt.
Ca. 20 Fischarten.
Ilse*
Ausgedehnte Verödungsstrecken, weitestgehend fischfrei.
Ca. 13 Fischarten. Schleppende Wiederbesiedlung durch viele Querbauwerke und fischfeindliche Gewässerunterhaltung.
Wipper
Ausgedehnte, völlig fischfreie Verödungsstrecken. Nur oberhalb des Hettstedter Industriegebietes Fische vorhanden.
Ca. 18 Fischarten. Aber: hohe Artenzahl kein Ausdruck guter Umweltbedingungen, sondern aufgrund des Abschwimmens von Stillwasserarten aus der Talsperre. Auch heute noch gibt es völlig fischfreie Abschnitte unterhalb Hettstedts infolge Altlastenproblematik
Holtemme*
Ausgedehnte Verödungstrecken, weitestgehend fischfrei.
Ca. 15 Fischarten. Schleppende Wiederbesiedlung durch viele Querbauwerke und fischfeindliche Gewässerunterhaltung.
Bode
Ausgedehnte Verödungsstrecken mit stark gestörter Fischartenzusammensetzung unterhalb großer Abwassereinleiter.
Ca. 25 Fischarten. Problem: starke Salzbelastung ab dem Staßfurter Industriegebiet, viele Querbauwerke, fischfeindlicher Ausbauzustand unterhalb der Selkemündung.
Selke
Ausgedehnte Verödungsstrecken, z.T. völlig fischfreie Abschnitte außerhalb des Harzes.
Wieder durchgängig besiedelt. Ca. 17 Fischarten. Aber: hohe Artenzahl durch Abschwimmen nicht biotoptypischer Stillwasserarten aus den zahlreichen Stauteichen bedingt.
Helme
Immer durchgängig mit Fischen besiedelt. Aber stark gestörte Artenzusammensetzung.
Ca. 20 Fischarten. Aber: stark gestörte Artenzusammensetzung durch Abschwimmen von Fischen aus dem Stausee, fischfeindlichem Gewässerausbauzustand und alljährlichen Algenblüten im Stausee.
Fuhne
Keine Angaben. Ausgedehnte Verödungsabschnitte, wahrscheinlich auf weiten Strecken völlig fischfrei.
Ca. 12-13 Fischarten, vornehmlich im unteren Abschnitt duch Wiederbesiedlung von der Saale her. Nur sehr langsame Wiederbesiedlung.
* Die augenscheinlich sauberen Oberläufe von Ilse und Holtemme mit der Güteklasse I-II entsprechend
"Gewässergütekarte Sachsen-Anhalt 2000" sind fischfrei, da diese Gewässerabschnitte versauert sind und zeitweilig fischtoxische pH-Werte von 4-5 aufweisen.
Natürliches Fischvorkommen in Sachsen-Anhalt
Nach dem Verbreitungsatlas der Fischfauna von Sachsen-Anhalt (MRLU 1997) ergibt sich für die artenmäßige Verbreitung in den natürlichen Gewässern des Landes die nachstehende Reihenfolge bei den häufigsten 10 Speisefischarten:
Plötze 2) Rotfeder 3) Barsch 4) Hecht 5) Karpfen 6) Aal 7) Schleie 8) Blei 9) Güster
10) Giebel ( Der Zander erscheint z.B. hiernach auf Platz 11 ).
Die Fangstatistik der Angler über die Angelhäufigkeit von Speiseexemplaren ergibt dagegen nach Auskunft der Landesverbände folgende Rangordnung :
Plötze 2) Rotfeder 3) Barsch 4) Hecht 5) Zander 6) Aal 7) Giebel 8) Blei 9) Güster
10) Döbel. ( Die Schleie erscheint z.B. hier auf Platz 12 )
Biologische Gewässergütekarte Sachsen-Anhalt 2000
Biologische Gewässergütekarte Sachsen-Anhalt 1995
Biologische Gewässergütekarte Sachsen-Anhalt 1990
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