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Pressemitteilungen der Justiz

(OLG NMB) Historische Bücher kehren zurück an das OLG Naumburg

25.10.2007, Naumburg (Saale) – 28

  • Oberlandesgericht

 

 

 

Oberlandesgericht Naumburg - Pressemitteilung Nr.: 028/07

 

Naumburg, den 23. Oktober 2007

 

(OLG NMB) Historische Bücher kehren zurück an das OLG Naumburg

Anlässlich der Festveranstaltung zum 90-jährigen Geburtstag des Oberlandesgerichts Naumburg am 23. Oktober 2007 haben der Justizstaatsekretär des Landes Sachsen-Anhalt, Herr Burkhard Lischka, und der Präsident des Oberlandesgerichts Naumburg, Herr Winfried Schubert, ca. 650 Bände des historischen Bücherbestandes des Oberlandesgerichts feierlich in Empfang genommen. Im Rahmen einer Feierstunde führte Staatssekretär Lischka aus:

"Ich freue mich, dass die über ein Jahrzehnt währenden Bemühungen, den bislang bekannten Bestand der bis zum Ende des 2. Weltkrieges im Eigentum des Oberlandesgerichts Naumburg stehenden Bücher wieder an ihren früheren Bestimmungsort zu bringen, mit Erfolg gekrönt wurden. Die in diesen Büchern, zu denen so bedeutende Werke wie eine Ausgabe des Sachsenspiegels aus dem Jahre 1561 und eine Ausgabe der constitutio criminalis carolina von 1562 gehören, verkörperte menschliche Kultur steht künftig als Symbol für die überwindung eines kleinen Teils der Folgen des 2. Weltkrieges und der anschließenden Teilung Deutschlands. Dafür, dass dies möglich wurde, haben wir vielen Menschen und Institutionen zu danken. Hierzu gehören insbesondere die Herren Staatssekretäre Günter Reitz und Dr. Johann Komusiewicz aus Brandenburg, die Präsidentin der Universität Potsdam, Frau Prof. Dr. Sabine Kunst, die Direktorin der Universitätsbibliothek der Universität Potsdam, Frau Dr. Ulrike Michalowsky, der Universitätsbibliothek Halle-Wittenberg und Herrn Vorsitzenden Richter am Oberlandesgericht a.D. Albrecht Hennig".

Bei der Begrüßung der Gäste sagte Präsident Schubert: "Für das Oberlandesgericht freue ich mich, dass es nun noch ein wenig "vollständiger" geworden ist. Das Gericht hat durch die Bücher und durch den eigens angefertigten Bücherschrank eine weitere Attraktion erhalten, die wir unseren vielen Besuchern mit ein wenig Stolz gerne zeigen werden. Diese alten Bücher stehen aber auch für die lange Tradition des Oberlandesgerichts Naumburg, das im südlichen Sachsen-Anhalt auf eine lange Geschichte zurückblicken kann. Mein besonderer Dank gilt Herrn Staatssekretär Lischka der der Idee zur Rückführung der Bücher zuletzt zum Durchbruch verholfen hat und der die Finanzierung des sehr schönen Bücherschrankes ermöglicht hat. Mein Dank gilt aber auch Herrn Vorsitzenden Richter am Oberlandesgericht a.D. Albrecht Hennig, der, trotz anfänglicher Widerstände, seinen Glauben an den Erfolg über die ganzen Jahre nie aufgegeben hat und der "Motor" der Aktion war."

Hintergrund:

Die nunmehr zurück gekehrten ca. 650 Bände stellen einen Teil des ursprünglich insgesamt 46.000 Bücher umfassenden Bibliotheksbestandes des Oberlandesgerichts Naumburg dar. Der Verbleib der übrigen Bücher ist nicht bekannt. Von den 650 Bänden kommen etwa 220 aus dem Bestand der Universitätsbibliothek Halle-Wittenberg und es handelt sich bei ihnen um alte Drucke aus der Zeit vor 1800. Darunter befindet sich eine Ausgabe des Sachsenspiegels von 1561 und ein Band der constitutio criminalis carolina aus dem Jahre 1562, dem zu dieser Zeit erst 30 Jahre in Kraft gesetzten damaligen Strafgesetzbuch. Die übrigen Bände wurden dem Oberlandesgericht nach Verhandlungen mit der brandenburgischen Landesregierung von der Universität Potsdam überlassen. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurde der gesamte Bücherbestand des Oberlandesgerichts Naumburg 1946 zunächst in die Bibliothek nach Halle verbracht. Ein (kleiner) Teil der Bücher verblieb dort auch in der Folgezeit, der große Rest allerdings wurde nach der Auflösung des Oberlandesgerichts in der DDR dem Zentralantiquariat der DDR übergeben, wo vermutlich ca. 50 % des Bestandes vernichtet und zum anderen Teil verkauft bzw. der damaligen Akademie für Staat und Recht in Potsdam zur Verfügung gestellt wurden. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands ist der zuletzt genannte Teil der Bücher auf die Universität Potsdam übergegangen.

Erste Bemühungen zur "Rückführung" der Bücher gehen auf das Jahr 1992 zurück, die allerdings ohne Erfolg blieben. Neue Hoffnung keimte auf, als das Oberlandesgericht Jena seine Bücher zurückerhielt. Doch auch diese Hoffnungen zerschlugen sich sehr schnell. Erst bei einer Besprechung der damaligen Justizstaatssekretärin des Landes Sachsen-Anhalt mit drei weiteren Staatssekretären in Brandenburg im Jahre 2001 kam wieder Bewegung in die Sache. Denn bei dieser Besprechung wurde beschlossen, dass die Bücher wieder nach Naumburg zurück kommen sollen. Dieser Beschluss veranlasste Herrn Vorsitzenden Richter am Oberlandesgericht a.D. Hennig, die betreffenden Bücher zu suchen und sie auszusondern. Nach mehreren weiteren Rückschlägen brachten erst die politischen Bemühungen des Justizstaatssekretärs des Landes Sachsen-Anhalt im Jahre 2007 den endgültigen Durchbruch. Das Land Brandenburg und die Universität Potsdam überließen insgesamt 650 Bücher dem Oberlandesgericht Naumburg in Form einer Dauerleihgabe. Hinzu kamen die Bücher aus den Beständen der Universitätsbibliothek Halle, die sie dem Oberlandesgericht großzügig überließen.

 

gez. Robert Glinski, Pressesprecher

 

 

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